München – Fast könnte René Rüdinger ein wenig neidisch auf seine Reisetasche sein. Denn während der New-York-Trip für ihn nur sechs Tage dauerte, durfte sein Gepäckstück deutlich länger auf Reisen gehen. Genau genommen war es eine kleine Odyssee quer über den Großen Teich, die der Koffer unternahm.
Alles begann am 17. August, als Rüdinger zusammen mit seiner Tochter die Reise mit der Lufthansa am Flughafen München antrat – da schon mit Hindernissen. „Eine Gewitterfront hat den Abflug verhindert“, berichtet der Düsseldorfer. Es gab eine Nacht im Hotel, der Flug ging dann am nächsten Tag über London. Doch das ist alles nichts im Vergleich zur Reise des Koffers – die erst einmal gar nicht begann. Das gute Stück blieb in München.
Wo genau, das fand Rüdinger am 19. August über einen sogenannten AirTag (siehe Kasten) heraus. Und der verortete die Tasche in einer Halle im Westen des Münchner Flughafens. „Und dort verbrachte sie erst einmal zweieinhalb Wochen, nämlich bis zum 2. September“, erzählt er. Der Düsseldorfer war da längst zurück in seiner Heimat – und freute sich, als der Koffer wieder zum Münchner Terminal gebracht wurde.
Dort lag das Stück dann weitere vier Tage, bevor es die Reise nach Düsseldorf antreten sollte. Dachte zumindest Rüdinger. Aber von wegen: Als der AirTag das nächste Mal ausschlug, meldete er nicht etwa einen Standort über Mitteldeutschland, sondern über Grönland. Der Koffer hatte seine Reise nach New York doch noch angetreten – „drei Wochen nach meinem eigentlichen Flug und zwei Wochen, nachdem ich schon längst wieder zu Hause war“, sagt Rüdinger.
Der Rest ist schnell erzählt: Die Tasche wanderte auch in den USA in eine Lagerhalle in New Jersey – aber nur für eine Nacht. Dann ging es zurück zum Flughafen in New York. Und tatsächlich: Vor zwei Tagen bekam Rüdinger spätnachts die Nachricht von Lufthansa, dass sein Koffer auf dem Weg nach Düsseldorf ist. Vielleicht schon heute kann er ihn abholen.
Rüdinger ist wegen des Vorfalls aber nicht sauer. „Ich sehe das auch mit einem lachenden Auge“, sagt er – zumal er schon viel vom Personalmangel am Flughafen München gelesen hat. Er glaubt, dass das Koffer-Malheur auch darauf zurückzuführen ist.
Wie aber verlief sein Aufenthalt in New York ohne sein Reisegepäck? Rüdinger lacht. „Es ist erstaunlich, mit wie wenig man auskommt, wenn man keinen Koffer dabeihat.“ Zwar befand sich in dem Gepäckstück die Kleidung, in den USA mussten Rüdinger und seine Tochter aber deswegen nicht vermehrt in den Waschsalon. „Wir sind erst einmal shoppen gegangen“, erzählt er. Immerhin: Die Belege hat er bei Lufthansa eingereicht und die Ausgaben anstandslos erstattet bekommen.