Mure verschluckt Regionalzug

von Redaktion

VON JOHANNES WELTE

Mittenwald – Mit heftigen Regenfällen hat sich der Spätsommer am Dienstagabend in den Alpen verabschiedet. Im Karwendel tobte der Starkregen besonders heftig: An einem Geröllhang zwischen Scharnitz und Seefeld (Tirol) löste sich eine große Mure – eine Gesteinslawine.

Diese ging auf das Bahngleis von Mittenwald nach Innsbruck nieder. Der Zugführer der von Mittenwald kommenden S6 nach Innsbruck konnte nicht mehr stoppen und fuhr in die sich noch bewegende Mure hinein. Der vordere von drei Triebwagen wurde dabei gegen 19.30 Uhr aus dem Gleis geschoben und blieb stehen, er wurde fast komplett von den Geröllmassen eingeschlossen. Die Feuerwehren aus Scharnitz und Seefeld bargen den Zugführer und fünf Passagiere unversehrt aus dem steckengebliebenen Zug, 45 Mann waren im Einsatz.

Auch die benachbarte Bundesstraße B171, die Verbindung von Garmisch-Partenkirchen/Mittenwald (Bayern) über den Seefelder Sattel und den Zirler Berg (Tirol) und weiter nach Innsbruck, wurde ebenfalls von der Mure verschüttet. Die Straße liegt 200 Meter oberhalb des Bahngleises.

Gestern früh machten sich die Verantwortlichen von der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB), der Straßenmeisterei Zirl und des Landes Tirol bei einer Besichtigung der Unglücksstelle ein Bild davon, wie man die Verkehrsadern wieder freilegen kann. Die Mure ist 250 Meter lang und 1,5 Meter hoch. Radlader begannen gestern, das Gestein beiseite zu räumen. Es wurde eine Umleitungsstrecke über Leutasch und Seefeld eingerichtet. Fahrzeuge über 7,5 Tonnen müssen den Bereich allerdings großräumig umfahren. Wie lange die Straße gesperrt sein wird, ist noch offen. Die Aufräumarbeiten an der Bahnstrecke sowie an der ebenfalls von der Mure verschütteten Bundesstraße B177 wurden ebenfalls aufgenommen, doch sie gestalten sich komplizierter als zunächst erwartet.

„Die ÖBB arbeiten bereits mit Hochdruck an der Beseitigung der Schäden“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Seit Mittwochvormittag sind nach der Beurteilung der Experten bereits zwei Bagger im Einsatz, um die Strecke von Geröll und Schlamm freizulegen. Erst dann können der von der Mure gestoppte und teilweise entgleiste Triebwagen geborgen und eventuelle Schäden an der Strecke bewertet werden.“

Die ÖBB hat die Freigabe für die Bahnstrecke Mittenwald-Innsbruck um vier Tage für Montagabend (18. September) anvisiert, ursprünglich war die Rede von Donnerstagabend gewesen. Das heißt laut ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair, dass die ersten Züge wieder am Dienstagmorgen verkehren werden. Für Fahrgäste wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen von Mittenwald nach Seefeld eingerichtet.

Das Wetter in der Region bleibt vorerst ungemütlich: Nach einer Nacht mit teils kräftigem Regen in den Alpen soll es heute im Süden Bayerns weiter schütten. Am Freitag kommt es in den Alpen vereinzelt zu Schauern und Gewittern, im Rest des Freistaats erwartet der Deutsche Wetterdienst einen Mix aus Sonne und Wolken. Die Temperaturen liegen dabei zwischen 19 und 25 Grad. Am Samstag wird es wieder sonnig, bei Höchstwerten von 27 Grad.

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