München – Es klingt nicht unbedingt nach einer einvernehmlichen Trennung: Nach 14 Jahren hat Swissport Losch die Neuausschreibung und somit die Lizenz für die sogenannten Bodenabfertigungsdienstleistungen am Flughafen München verloren. Ende Februar 2024 läuft der Vertrag aus, bestätigte das Unternehmen. Zu den Gründen ist offiziell noch nichts bekannt. Swissport Losch erklärte, man werde dazu beim Luftamt Südbayern, das der Regierung von Oberbayern untersteht, Akteneinsicht beantragen. Rechtliche Schritte seien nicht ausgeschlossen.
Dass die Nicht-Verlängerung der Lizenz mit dem Koffer-Chaos zusammenhängt, liegt nahe, wird jedoch nicht offiziell bestätigt. Schon im vergangenen Jahr hatte der Flughafen von Swissport Losch einen Maßnahmenplan gegen die Probleme bei der Abfertigung gefordert – sonst sehe sich der Flughafen gezwungen, den Vertrag zu kündigen. So weit kam es nicht. Aber auch in diesem Sommer mussten viele Fluggäste am Münchner Airport entweder lange auf ihr Gepäck warten oder im ärgerlichsten Fall ganz ohne die eigenen Habseligkeiten verreisen. Das hat unterschiedliche Ursachen, gelöst werden konnten die Probleme bislang aber nur zum Teil.
Für Verdi-Betriebsrat Ralf Krüger ist jetzt vor allem wichtig, dass die Zukunft für die etwa 600 Beschäftigten von Swissport Losch geregelt wird. Er fordert von dem neuen Betreiber: „Es ist zwingend notwendig, in Form eines geregelten Betriebsübergangs das bisherige Personal zu übernehmen.“ Nach Ansicht von Krüger ist Swissport Losch nur für einen kleineren Teil der immer wieder auftretenden Probleme mit der Koffer-Abfertigung verantwortlich. Beim größeren Abfertiger, der Flughafen-Tochter Aeroground, seien die Probleme nicht viel geringer. Die ganze Branche sei einem Dumping-Wettbewerb ausgesetzt. Obwohl München übertariflich bezahle, könne ein Mitarbeiter im Bodenverkehrsdienst maximal knapp 3000 Euro brutto verdienen. Daher seien viele Mitarbeiter in andere Branchen abgewandert.
Auch Swissport Losch weist in einer Stellungnahme die Verantwortung für aktuelle Probleme zurück. Bei der Koffersituation sei Swissport Losch nur für ein bis fünf Prozent der verlorenen gegangenen Gepäckstücke zuständig, schreibt Unternehmenssprecherin Tamara Suknovic. Zudem teilte das Unternehmen mit, dass es die Betriebsstabilität des Flughafens durch den Wechsel gefährdet sehe.
Hier widerspricht die Regierung von Oberbayern, der das Luftamt untersteht. „Die Sorgen der unterlegenen Bewerberin Swissport Losch um die ,Betriebsstabilität‘ des Flughafens München teilen wir nicht“, teilt ein Sprecher mit. Schließlich habe Swissport Losch die Lizenz vor 14 Jahren auch ohne Auswirkungen auf die Betriebsstabilität übernommen.
Nun sei die Ausschreibung turnusgemäß wieder fällig gewesen. Sieben Unternehmen hätten sich beteiligt. „Der Zuschlag war demjenigen Bewerber zu erteilen, der nach den Ausschreibungskriterien das beste Angebot für den kommenden Ausschreibungszeitraum abgegeben hat“, so der Sprecher. Den erfolgreichen Bewerber könne man aber wegen des noch nicht abgeschlossenen Verfahrens öffentlich noch nicht nennen.
Dem Vernehmen nach soll statt Swissport Losch künftig der ursprünglich belgische Abfertiger Aviapartner in München tätig werden. Hauptsitz des Unternehmens in Deutschland ist Düsseldorf. Ironie der Geschichte: Die Lizenz für den dortigen Airport hat Aviapartner soeben verloren.