München – Christine Schmidt (74) hat in ihrem Garten bei Ampermoching im Kreis Dachau einen besonderen Fund gemacht: einen weißen Riesenbovist, groß wie ein Fußball. Doch sie ist sich unsicher, ob sie daraus ein Schnitzel zubereiten könnte. Mit ihrem Mann hat sie gestern ein Foto zur Pilzberatungsstelle im Innenhof des Münchner Rathauses gebracht, um sich von Experten eine Meinung einzuholen. Damit sie zumindest nächstes Jahr weiß, ob der Pilz auf den Teller kommt. Eine Verzehrempfehlung nur mit Foto gibt es bei den Experten aber nicht. „Das wäre grob fahrlässig“, sagt Dr. Georg Dünzl vom Verein für Pilzkunde München.
Herbstzeit ist Schwammerlzeit, in den bayerischen Wäldern sprießen wieder die Pilze. Aber nicht jeder ist sattelfest, wenn es um die Bestimmung der Beute geht. Deswegen ist Christine Schmidt an diesem Tag nicht die einzige, die sich Rat bei den Experten holt, um gefährliche Verwechslungen zu vermeiden. Liegt da ein essbarer Flockenstieliger Hexenröhrling im Korb? Oder doch ein giftiger Satansröhrling?
Ein 80-jähriger Münchner erzählt, dass er öfter auf Pilzsuche geht. Ein guter Fang sei bei ihm aber eher Zufall, denn günstige Plätze für Steinpilze und Co. seien in Bayern selten geworden. Im Forstenrieder Park hat er jetzt aber einen prächtigen Champignon am Stiel abgeschnitten und mitgebracht. Doch heute hat er Pech: Ohne die Knolle können ihm die Experten bei der genauen Bestimmung der Art nicht weiterhelfen. Überhaupt ist eine Empfehlung bei den beliebten Speisepilzen schwierig aufgrund der Verwechslungsgefahr mit anderen Arten. Darüber hinaus ist eine mögliche Belastung mit dem Schwermetall Cadmium zu berücksichtigen.
Davor warnt auch Schwammerl-Fachmann Georg Dünzl und weist außerdem auf die bestehende Bodenverseuchung durch die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl hin. Daher rät er zu mäßigem Pilzgenuss, insbesondere für Kinder.
Für eine erfolgreiche Suche empfiehlt er, das Wetter zu beobachten: Bei kühleren Temperaturen und nach Regenfällen stünden die Chancen besonders gut. Und bei Unsicherheiten lohne sich immer eine Nachfrage bei der Beratungsstelle, egal ob die Pilze im Garten oder beim Spaziergang gefunden wurden. Denn in der Vergangenheit hätten Interessierte auch giftige Exemplare mitgebracht.
Wie gut die Schwammerlsaison ist, kann Dünzl übrigens am Andrang bei der Beratungsstelle erkennen. „Je mehr Leute zu uns kommen, desto besser sprießt es im Wald.“ JULIA SCHNEIDER