Unterschleißheim – Mit 150 Gästen ist in Lohhof bei Unterschleißheim (Kreis München) ein dreiteiliges Denkmal zur NS-Zwangsarbeit in der Flachsröste eingeweiht worden. In Lohhof wurde Flachs als Rohstoff für die Textilindustrie verarbeitet – unter grauenhaften Bedingungen. 1940/41 wurden zunächst französische Kriegsgefangene und belgische Fremdarbeiterinnen eingesetzt. Ab Sommer 1941 mussten rund 200 jüdische Frauen und Männer aus München sowie 68 jüdische Frauen aus dem Ghetto Litzmannstadt in der Flachsröste arbeiten, ehe sie deportiert und ermordet wurden. Ersetzt wurden sie durch Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion und wohl auch Polen. Unter den Gästen war auch Ernst Grube (90), dessen Mutter in der Flachsröste schuften musste. Viele Namen hat der Münchner Historiker Maximilian Strnad erst in den vergangenen Jahren recherchiert.
„Dieser Tag wird in Erinnerung bleiben“, sagte Bürgermeister Christoph Böck. Die Künstlerin Kirsten Zeitz hat am Bahnhof sieben lebensgroße Porträtstelen aus Metall angelegt. Flachsblaue Betonblüten, die im Gehweg eingelassen sind, kennzeichnen auch den „Weg der Erinnerung“, der zu einem digitalen Lernort führt – dort, wo noch Teile des Fabrikgeländes zu sehen sind. Hier wird über einen QR-Code die Flachsröste mit ihren damaligen Baracken auf dem Smartphone sichtbar.
Erst der verstorbene Heimatpfleger Wolfgang Christoph kümmerte sich um die Recherche. Das Denkmal ermögliche eine kritische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, lobte die Direktorin des NS-Dokuzentrums, Mirjam Zadoff, die lokale Initiative.
CHARLOTTE BORST