Bier, Brezen und Blasmusik zum 70. Geburtstag von Kardinal Marx

von Redaktion

München – Dreimal donnerte am Samstagabend der Ehrensalut der bayerischen Gebirgsschützen in München vor dem Liebfrauendom in den Himmel – für ihr Ehrenmitglied Kardinal Reinhard Marx ließ es die Ehrenformation der Kompanie „Die Gotzinger Trommel“ richtig krachen, denn schließlich gab es dessen 70. Geburtstag zu feiern.

Darf man feiern in einer Zeit der Kriege, der Umwälzungen, der Kirchenkrise, hatte der Kardinal zuvor im Festgottesdienst gefragt und einen ehrlichen Blick auf die dunklen Seiten auch in der Kirche gefordert. „Aber wir brauchen auch das öffentliche Zeichen der Hoffnung“, sagte Marx. Und so wurde gefeiert – aber zunächst dem Herrgott gedankt im Gottesdienst mit Mozarts Spatzenmesse und Bachs „Nun danket alle Gott“. In seiner Predigt spann Reinhard Marx einen roten Faden von seiner Kindheit im westfälischen Geseke, wo die Kirche noch triumphal und mächtig war, bis zur heutigen Kirchenkrise. Die Kirche befinde sich in einer Umbruchzeit, in der man die Frage stellen müsse: „Was wäre, wenn diese Botschaft verschwindet? Was wird aus einer Demokratie ohne Religion?“ Mit dem Glauben sei etwas Revolutionäres in die Welt gekommen: dass alle Menschen gleicher Würde sind.

Marx wandte sich gegen eine Behauptungstheologie, in der man zu wissen glaube, was Gott will. „Mit Gott gibt es keine Geschäftsbeziehung. Auf ihn hat niemand einen Anspruch“, so der Kardinal. „Er geht auf alle zu – das ist etwas, das die Welt braucht.“ Für die „Jahre, die uns beschieden sind“, wünschte er allen Kraft: „Auf geht’s“ – ein Appell, den der Kardinal an eine große Festgemeinde richtete – darunter der Apostolische Nuntius Erzbischof Nikola Eterovic, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Innenminister Joachim Herrmann, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose. die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel, der ehemalige Ministerpräsident Günther Beckstein, Herzog Franz von Bayern, der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Kabarettist Bruno Jonas. Auch viele Gläubige waren in den Dom gekommen, um mit dem Kardinal Gottesdienst zu feiern – und den Westfalen anschließend vor der Kirche bei Bier, Brezen, Blasmusik und Bayernhymne hochleben zu lassen. Die Reihe der Gratulanten war so lang, dass Reinhard Marx die Glückwünsche schließlich im Sitzen entgegennahm. Danach wurde im Augustiner Stammhaus mit Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft gefeiert. CLAUDIA MÖLLERS

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