Straßkirchen/München – Erleichterung in der Wirtschaft und in der Politik, Enttäuschung bei Umweltverbänden: Das neue BMW-Werk polarisiert noch vor dem Bau. Dabei ist in der bayerischen Politik querbeet vor allem Erleichterung herauszuhören –Motto: Es ist doch noch nicht alles verloren für den Wirtschaftsstandort Bayern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU), SPD-Chef Florian von Brunn und etliche Lokalpolitiker twitterten oder verschickten Glückwünsche. DGB-Chef Bernhard Stiendl nannte das Bürgervotum für das Batteriewerk im niederbayerischen Straßkirchen eine „kluge Entscheidung“. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) war ebenso unter den Gratulanten („damit kann Bayern weiterhin ein starkes Autoland bleiben“), allerdings mit der Einschränkung, der Verlust „des hochwertigen Ackerlandes schmerzt“.
Genau das ist der Angriffspunkt der Umweltverbände, die sich über den Ausgang des Bürgerentscheids zum BMW-Werk enttäuscht zeigten. „Leider konnte sich Vernunft nicht durchsetzen“, urteilte der Landeschef des Bund Naturschutz, Richard Mergner. Mithilfe von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) sei BMW „der rote Teppich zur Betonierung von bestem Ackerland ausgerollt“, grollt Mergner. Aiwanger ist die Agentur „Invest in Bavaria“ unterstellt, die den Standort ausgesucht hatte.
Ähnlich äußert sich der Landesbund für Vogelschutz: „Das Vorhaben durchkreuzt die Absicht der Staatsregierung, den Flächenverbrauch im Freistaat bis 2030 auf fünf Hektar pro Tag zu reduzieren.“ Beide Verbände kritisieren insbesondere „die Dimension der riesigen, ebenerdigen Parkplätze“, die geplant sind. In der Begründung zum Bebauungs- und Grünordnungsplan für das Industriegebiet Straßkirchen/Irlbach ist für den ersten Bauabschnitt ein ebenerdiger Stellplatz für rund 1000 Autos vorgesehen. Im ersten Bauabschnitt soll das Werk 60 Hektar umfassen, das reicht für die Herstellung von 250 000 bis 330 000 Hochvolt-Batterien jährlich. BMW plant den Baubeginn im Frühjahr 2024, die Fertigstellung 2026. Erst wenn das Werk in einem zweiten Bauabschnitt ab 2026 um weitere 45 Hektar erweitert werden sollte, soll ein flächensparendes Parkhaus folgen. BMW begründet das mit der schwierigen Kalkulation: Es sei nicht abzuschätzen, wie viele der 1600 Mitarbeiter mit der Bahn, mit Werksbussen oder mit dem eigenen Pkw anfahren würden. „Daher macht es keinen Sinn, ein Parkhaus schon jetzt zu bauen“, sagt eine BMW-Sprecherin.
Kritisch gesehen wird auch, dass BMW nur einstöckige, bis zu 19,50 Meter hohe Werkshallen errichten will. Warum nicht zweistöckig? „Eine mehrgeschossige Anordnung der Produktionsflächen zur Flächeneinsparung ist aus produktionstechnischen Gründen nicht möglich“, heißt es in der Begründung zum Bebauungsplan.
DIRK WALTER