München – „Ich habe Barack bei der Präsidentschaftswahl nur unterstützt, weil ich nie dachte, dass er wirklich gewinnen wird.“ Spätestens mit diesem Witz nach wenigen Minuten hatte Michelle Obama am Montagabend alle Zuhörer auf ihrer Seite. Die ehemalige First Lady plauderte als Stargast der Start-up-Messe Bits & Pretzels fröhlich über Rückschläge und Verletzlichkeit. Sie wundere sich über Helikopter-Eltern, die ihre Kinder vor allen Härten des Lebens bewahren wollen, so Obama. Dabei würden gerade die schweren Momente Menschen prägen.
„Jeder hat Angst vor Verurteilung, Zurückweisung und Peinlichkeiten“, sagte die Tochter eines Metzgers und einer Sekretärin, die 2009 plötzlich mit zwei kleinen Töchtern und einem Präsidenten als Mann im Weißen Haus saß. Alles sei damals so schnell gegangen, „wie aus einer Kanone geschossen.“ Man müsse aber das Beste aus jeder Aufgabe machen – auch, wenn man wegen ihrer Größe Angst vor ihr habe.
Dass die Absolventin der Eliteunis Princeton und Harvard bei der Gründermesse in München geladen war, ist übrigens kein Zufall. Auch die 59-Jährige hat schon Firmen gegründet: 2018 eine Produktionsgesellschaft für Filme und dieses Jahr im Mai das Unternehmen Plezi Nutrition, das gesunde Lebensmittel und Getränke herstellt. Auch als First Lady sei ihr gute Ernährung sehr wichtig gewesen, weshalb sie Brokkoli im Garten des Weißen Haus angebaut hat. Außerdem sei es schockierend, dass amerikanische Kinder wegen der schlechten Ernährung immer ungesünder werden, so Michelle Obama.
An die Lebensmittelbranche und an Unternehmer generell richtete sie deshalb den Appell, den Nutzen ihrer Produkte zu hinterfragen. „Nur weil es die Leute kaufen, muss man es nicht verkaufen“, so Obama. Es gehe nicht nur darum, möglichst viel Geld zu scheffeln. Ganz altruistisch war ihr Auftritt in München dennoch nicht. Laut „Bild“-Zeitung soll sie dafür 700 000 Euro bekommen haben. ANDREAS HÖSS