Garmisch-Partenkirchen – Das traditionsreiche Atlas Posthotel am Garmisch-Partenkirchner Marienplatz wird in näherer Zukunft keine Touristen mehr beherbergen. Denn das Landratsamt hat das komplette Haus vorerst für ein Jahr angemietet – als Flüchtlingsunterkunft. Schon am morgigen Donnerstag sollen die ersten 50 Personen einziehen.
„Hier finden ausschließlich ukrainische Staatsangehörige mit deren Kindern eine Unterbringung“, erklärt Wolfgang Rotzsche, Sprecher der Kreisbehörde. Maximal 120 Personen finden den Angaben zufolge in dem Hotel mit 44 Zimmern Platz.
In der Marktgemeinde stößt die Entscheidung, aus dem Traditionshaus eine Flüchtlingsunterkunft zu machen, auch auf Kritik. „Das ist eine Katastrophe“, sagt etwa Daniel Schimmer, Kreischef des Hotel- und Gaststättenverbands und Manager des Garmischer Hofs. Es handle sich bei dem Gebäude um einen touristischen Hotspot, an dem jeder Gast vorbeikomme. Dieser Standort sei, bei allem Verständnis für das Thema Flüchtlingsunterbringung, hierfür ungeeignet.
Landrat Anton Speer, ein Parteikollege von Daniel Schimmer bei den Freien Wählern, verteidigt die Entscheidung. Sie sei ihm nicht leicht gefallen und er verstehe, dass das für den Tourismus nicht gerade förderlich sei. Aber er habe das Posthotel schon vor einiger Zeit als Unterkunft angeboten bekommen und bislang abgelehnt. Auf diese Weise könne man aber verhindern, Turnhallen zu belegen.
Von der Kavun-Gruppe, zu deren Portfolio das Hotel gehört, war gestern keine Auskunft zu erhalten. Zu der Gruppe gehören vier touristische Betriebe in Garmisch-Partenkirchen. Darunter auch das Atlas Sporthotel, das bereits zur Unterbringung von Geflüchteten ans Landratsamt vermietet ist.
Wie auch in anderen Regionen stellt die Unterbringung von Geflüchteten auch das Garmisch-Partenkirchner Landratsamt vor große Herausforderungen, wie Sprecher Rotzsche betont: „Die Lage ist angespannt, allerdings noch unter Kontrolle.“ Die Erfüllungsquote liege bei rund 132 Prozent, der Landkreis hat mit aktuell 2652 Asylbewerbern und ukrainischen Flüchtlingen also mehr Menschen aufgenommen als gefordert. Der Großteil davon, 1296 Personen, leben direkt in Garmisch-Partenkirchen. ANDREAS SEILER