Rottenburg – Die Generalsekretärin der Freien Wähler, Susann Enders, spricht sogar von einem „Paukenschlag“, ihre Kollegin von der SPD, Ruth Müller, ist indes tief enttäuscht: Die zwei einzigen SPD-Stadträte in der 7600-Einwohner-Stadt Rottenburg a. d. Laaber (Kreis Landshut) sind aus ihrer Partei ausgetreten und wollen sich höchstwahrscheinlich den Freien Wählern anschließen. Der Umstand, dass Rottenburg die Heimatstadt von FW-Parteichef Hubert Aiwanger ist (er wohnt im Weiler Rahstorf), beschert dem Wechsel der bisherigen SPD-Ortsvereinschefin Angelika Wimmer und ihres Parteigenossen Peter Bauer überregionale Aufmerksamkeit.
Als ausschlaggebenden Grund für ihren Austritt nennt Angelika Wimmer den Umgang der SPD mit der Flugblatt-Affäre. Sie sei schon vorher mit dem „linksgrünen Ruck“ der SPD nicht einverstanden gewesen. Dann kam die Sache mit dem Flugblatt, sagt die Landwirtin, die als Selbstvermarkterin viel auf Bauernmärkten unterwegs ist, unserer Zeitung. „Hubert Aiwanger ist ein Freund von mir.“ Sie kenne ihn seit 30 Jahren, habe jahrelang im Stadtrat mit ihm zusammengearbeitet. „Er hat sich immer Zeit genommen.“ Antisemitismus habe sie von ihm nie gehört. Dass die SPD ihn noch vor Bekanntwerden aller Details zum Rücktritt aufgefordert habe, könne sie nicht nachvollziehen. Doch die Bäuerin sagt auch: „Dieser Schritt ist mir sehr schwer gefallen“, sie habe viele Freunde in der SPD. Dazu gehörte offenbar auch Generalsekretärin Ruth Müller, die im Landkreis Landshut SPD-Kreischefin ist. Sie zeigt sich in einer schriftlichen Stellungnahme brüskiert, erst in der Geschäftsstelle vom Austritt der beiden SPD-Mitglieder erfahren zu haben. „Angesichts der langjährigen Freundschaft mit Angelika Wimmer bin ich enttäuscht.“
Die Freien Wähler frohlocken. Auf X (vormals Twitter) kommentierte vom Pressesprecher aufwärts so ziemlich jeder den Austritt – bis hin zum Parteichef. „Schmutzkampagnen gehen nach hinten los“, schrieb Hubert Aiwanger.
Durch den Wechsel der beiden Ex-SPDler zu den FW kommt deren Fraktion im Stadtrat nun der absoluten Mehrheit (10 von 21) ziemlich nahe. Sie werde ihr Stadtratsmandat behalten, sagt Angelika Wimmer. Ob sie den FW wirklich beitreten werde, sei „final noch nicht entschieden“. Aber sie wolle auf jeden Fall „die sozialen Themen der SPD weiter vertreten“. DIRK WALTER