Garching – Ein wenig erinnern die Bilder an 2018: Wahlkampf, Markus Söder ist auf der „Mission Zukunft“ und ruft das bayerische Raumfahrtprogramm „Bavaria One“ aus. Fünf Jahre später. Wieder ist Wahlkampf, wieder ist der Ministerpräsident als Missionar unterwegs. Dieses Mal will er aber nicht die Bayern zum Mond bringen, sondern – man muss sich schließlich steigern – die Sonne zu den Bayern.
Die „Mission Kernfusion“ ist es, die diesmal die Plakate und Banner rund um Söder dominiert. Bayern ist auf der Suche nach der nachhaltigen, sicheren und klimaneutralen Super-Energie (siehe Kasten). Und weil es die nicht zum Nulltarif gibt, haben der Ministerpräsident und sein Wissenschaftsminister Markus Blume einen Masterplan entwickelt, mit der ein neues Energiezeitalter eingeläutet werden soll.
Der Ort, um diesen Plan öffentlich zu präsentieren, bietet sich fast logisch an: das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching (Kreis München), wo in der Fusionsanlage „Asdex Upgrade“ Grundlagenforschung für die Kernfusion betrieben wird. Blume ist in den Forschungsräumen zielstrebig unterwegs. Man sieht: Er ist öfter hier zu Besuch und kennt sich aus.
Die Grundlagenforschung ist es dann auch, an der Blume in Bayern dran bleiben will – mit einem großen Ziel: Bereits in zehn Jahren soll im Freistaat ein Versuchsreaktor stehen, in dem im (noch) kleinen Stil Energie gewonnen werden kann. Der soll ein Zwischenschritt auf dem Weg zu großen Kraftwerken sein, die die Lücke abdecken sollen, wenn Sonne und Wind mal nicht die Photovoltaik- und Windkraftanlagen antreiben.
Der Masterplan auf dem Weg dort hin umfasst fünf Punkte, wie Söder erläutert: „Erstens: Etablierung einer Expertenkommission.“ Die besten Köpfe der Wissenschaft sollen hier gebündelt werden. Punkt zwei ist die Errichtung eines „Bavarian Fusion Clusters“, bei dem Wissenschaft und Wirtschaft vernetzt werden sollen. Als drittes ist eine Ausbildungsoffensive mit eigenen Kernfusions-Studiengängen an den bayerischen Universitäten geplant. Denn er braucht Fachkräfte für die neue Technologie.
Punkt vier: ein bayerisches Förderprogramm für Kernfusion, von dem unter anderem auch Start-up-Unternehmen profitieren sollen. Und nicht zuletzt will Söder fünftens den Bund mit an Bord holen: „Wir brauchen eine nationale Gesamtstrategie.“ Sibylle Günter, Leiterin des IPP, begrüßt den bayerischen Masterplan: „Wir brauchen mehr Nachwuchskräfte und müssen die Anlagen auf einem modernen Stand halten.“
100 Millionen Euro will die Staatsregierung bis 2028 für die Entwicklung des Demoreaktors zur Verfügung stellen. Weiteres Geld soll möglichst vom Bund kommen. Wird es damit in Bayern bald die Super-Energie geben? Alexander Bock, Wissenschaftler im „Asdex Upgrade“, sagt ganz in Söders Sinne: „Wir sind hoffnungsvoll, dass wir die Sonne auf die Erde holen können.“