Bayerns ältester Klappstuhl

von Redaktion

Sensationsfund: Wissenschaftler berichten über Entdeckung

Endsee – Bei archäologischen Grabungen im mittelfränkischen Endsee ist in einem frühmittelalterlichen Frauengrab im vergangenen Sommer ein eisernes Gestell entdeckt worden. Schnell war klar, dass es sich um einen Klappstuhl aus dem 6. Jahrhundert handelte. Das Gestell ist inzwischen geborgen und für weitere Untersuchungen in die Werkstätten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege gebracht worden. Es wurde dort konservatorisch behandelt. Wie eine computertomografische Untersuchung ergab, ist der Klappstuhl nahezu vollständig erhalten. Er ist sogar mit Buntmetall-Einlagen aus Messing verziert.

Er setzt sich aus zwei mit einem Achsstift verbundenen Rahmen zusammen, an den horizontalen Streben befinden sich zwei schmale Schlitze. Die dienten einst für die Befestigung der Sitzfläche, die vermutlich aus Tierfell bestand. Darauf deuten zumindest mineralisierte organische Reste hin. Die Verzierungsmotive reichen von Spiralen über Rauten bis hin zu Fischgrätmustern.

Der Fund sei äußerst selten und an sich schon eine Sensation, sagt Bayerns Generalkonservator Mathias Pfeil. „Doch dass sich nach über 1400 Jahren Verbleib im Erdboden eine solche Dichte an Details erhalten hat, war selbst für die Experten des Landesamts für Denkmalpflege eine Überraschung.“ Dank modernster Technik und hoch erfahrener Wissenschaftler konnte der Klappstuhl buchstäblich wieder auf die Beine gestellt werden, freut sich Pfeil.

Nun soll der spektakuläre Fund der Öffentlichkeit vorgestellt werden – auf der Tagung „Archäologie in Bayern“ am Freitag, 13. Oktober. Die Tagung findet in der Reichsstadthalle in Rothenburg ob der Tauber statt (Anmeldung erforderlich unter blfd.bayern.de). Der Klappstuhl selbst wird dort nicht gezeigt. Im kommenden Jahr soll er aber öffentlich ausgestellt werden. Wo, steht noch nicht fest.

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