Sorge um die Zukunft des Watzmannhauses

von Redaktion

VON KILIAN PFEIFFER UND VINZENT FISCHER

Ramsau – Eine der größten Alpenvereinshütten steht vor massiven Problemen: Am Watzmannhaus wird das Wasser knapp, sagt Pächter Bruno Verst. Der 72-Jährige ist seit vielen Jahren am Watzmann. „Kein Wasser bedeutet, dass wir die Hütte irgendwann schließen müssen“, sagt auch Thomas Gesell, Ressortleiter Hütten bei der DAV Sektion München. Abhilfe könnte eine millionenschwere Wasserleitung schaffen. 120 Kubikmeter Wasser fassen die Hochbehälter des Watzmannhauses. Gespeist werden sie von einer Quelle, zudem von Regen- und Schmelzwasser. „Wir hatten schon so manche Dürreperiode“, sagt Hauspächter Bruno Verst. Der Niederschlag im Winter habe deutlich abgenommen.

Auch beim DAV weiß man über die Wasserproblematik Bescheid. Thomas Gesell sagt: „Das Thema Wassermangel spüren wir in den Alpen mittlerweile sehr stark.“ Für ihn ist klar: Es sei „nur eine Frage der Zeit“, bis das Watzmannhaus geschlossen werde. „Klar könnte man meinen, die Hütte bleibt dann einfach zu.“ Aber was geschieht dann? „Die Leute würden trotzdem die Watzmannüberschreitung gehen“, sagt Gesell. Das bedeutet wildes Zelten, Müllentsorgung auf freiem Gelände – und mehr Gefahren.

Der Wassermangel ist nicht nur auf dem Watzmannhaus ein Problem. Auch dem Herzogstandhaus im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ging das Regenwasser zwischenzeitlich aus. Ende August musste zudem die Neue Prager Hütte in der Venedigergruppe wegen Wassermangel vorzeitig schließen. „Dieses Thema treibt den DAV wirklich um“, sagt Sprecher Franz Güntner. „Man muss sich wirklich überlegen, welche Hütten man in Zukunft noch betreiben kann.“ Es gebe jedoch noch einige Stellschrauben, an denen die Hüttenbetreiber drehen könnten.

Man kann Spültoiletten durch Trockentoiletten ersetzen. Auch größere Wassertanks können helfen. „Oft verändern sich nicht die Regenmengen, sondern die Verteilung über das Jahr hinweg“, sagt Güntner. Mit einem größeren Tank können diese Phasen besser überbrückt werden. Aber auch die Gäste müssten sich stärker an die Vorgaben zum Wassersparen halten. „Hütten sind nicht wie ein Hotel oder eine Frühstückspension.“

Auf dem Watzmannhaus achtet man schon seit langer Zeit auf den Wasserverbrauch. Gäste werden darauf hingewiesen, sparsam im Umgang zu bleiben. Aus den Wasserhähnen strömt nur eine reduzierte Menge. Aber: „Die Ansprüche der Gäste haben sich im Laufe der Jahre geändert“, sagt Bruno Verst. Früher hat man auf dem Berg ein paar Tage Katzenwäsche betrieben. „Heute verlangen die Leute nach einer Dusche.“ Der Hochbehälter vor 25 Jahren fasste nur 40 Kubikmeter. Damals reichte das. „Richtige Schneefelder gibt es da oben nicht mehr. Wenn es nicht richtig regnet, haben wir ein Problem“, sagt Thomas Gesell.

Auf dem Watzmannhaus übernachten 10 000 bis 12 000 Menschen pro Jahr. Mehr Leute bedeutet auch mehr Wasser. Tatsächlich bietet sich mit dem Ausbau des Bundespolizeitrainingszentrums auf der Kührointalm eine Chance, die man beim DAV nicht ungenutzt lassen möchte. Das Trainingszentrum befindet sich am Fuß des Watzmanns auf 1420 Metern. „Wir könnten den geplanten Ausbau samt der Verlegung von Leitungen nutzen und diesen bis zum Watzmannhaus weiterführen“, sagt Gesell. Das Watzmannhaus wäre dadurch mit Wasser, Abwasser, Strom und Glasfaser versorgt.

An Planung und Projektierung wurde im Hintergrund bereits getüftelt. Die Trassen sind analysiert, Artenschutz- und Umweltverträglichkeitsprüfung gemacht. Dennoch liegt eine Umsetzung in weiter Ferne, schätzt Verst. Der Hüttenwirt geht davon aus, dass ein Leitungsbau zum Watzmannhaus mindestens zehn Jahre dauert. Und das Areal ist für solche Pläne ungeeignet. Denn die Maßnahme würde mitten im Nationalpark realisiert werden. Naturschützer erwägen bereits zu klagen. Thomas Gesell aber ist überzeugt: Die Bergwelt am Watzmann braucht eine Berghütte mit Wasseranschluss.

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