Krimi im Bahngeschäft: ÖBB steigen in Bayern ein

von Redaktion

Österreicher kaufen die deutsche Go-Ahead und kündigen an: Wollen in Süddeutschland wachsen

München/Augsburg – Sie nennen es „Zukunftspartnerschaft“ – die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) kaufen die deutsche Go-Ahead und sind damit auf einen Schlag ein wichtiger Betreiber in Süddeutschland. Die Österreicher sind nun für den Zugverkehr auf den Strecken München–Augsburg–Ulm/Würzburg und München–Lindau verantwortlich.

Go-Ahead fährt erst seit 2019 auf drei Strecken in Baden-Württemberg, seit Dezember 2021 sind die weiß-blauen Züge zudem in Bayern unterwegs. In Bayern rumpelte es anfangs gewaltig – unter anderem gab es technische Probleme mit den fabrikneuen Siemens-Zügen, außerdem machte Go-Ahead der Lokführer-Mangel zu schaffen. Auch wenn es derzeit ruhiger läuft, sind die Erwartungen an die ÖBB als neuen Betreiber hoch: „Wenn das formell so klappt, kommt ein äußerst seriöses Bahnunternehmen mit sehr gutem Leumund in den süddeutschen Schienenpersonennahverkehr“, sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die es schaffen werden, dem schon deutlich spürbaren Besserungsprozess bei Go-Ahead noch weitere Schubkraft zu geben.“

An den aktuellen Angeboten und Fahrplänen ändert sich bei Go-Ahead Deutschland (1000 Mitarbeiter, 144 Züge) nichts, versicherte Pressesprecher Winfried Karg. Unternehmensintern sind die Veränderungen indes gewaltig. Denn fast zeitgleich mit dem Verkauf des Deutschlandgeschäfts tauschte der britische Mutterkonzern auch das Management aus. Go-Ahead-Chef Christian Schreyer, erst 2021 von der französischen Transdev (betreibt unter anderem die Bayerische Regiobahn) gekommen, muss gehen, nachdem der Konzern an ein australisch-spanisches Konsortium verkauft worden war.

Gestern wurde nach längeren Verhandlungen der Kaufvertrag zwischen Go-Ahead und ÖBB unterzeichnet, über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Bis Jahresende soll der Deal abgeschlossen sein. Die ÖBB machen keinen Hehl daraus, dass sie nun in Deutschland expandieren wollen. „Wir sehen in Süddeutschland gutes Potenzial, im Personenverkehr noch stärker zu wachsen“, erklärte ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä. Denkbar wäre, dass sich die ÖBB an der Ausschreibung von Strecken beteiligen, auf denen derzeit die Bayerische Regiobahn fährt. Die Möglichkeit dazu besteht schon in Kürze: Noch im Oktober will der Freistaat das Streckennetz der früheren BOB – München-Lenggries/Tegernsee/Bayrischzell – für den Zeitraum 2026 bis 2034 ausschreiben. DIRK WALTER

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