Erding/München – Das Radl-Desaster des Ehepaares Maier aus Erding beginnt am Samstag, 12. August, um 5.18 Uhr. Es ist mal wieder Stammstrecken-Sperrwochenende, wer zum Hauptbahnhof will, hat schlechte Karten. Das Ehepaar Beate und Herbert Maier aber hat bereits im März einen Radl-Urlaub im Norden gebucht. Mit S-Bahn, ICE und IC soll es zunächst mit dem Zug bis nach Odense gehen, dort will das Ehepaar zwei Wochen lang auf dem Sattel Dänemark erkunden.
An diesem Samstag schafft es das Ehepaar zwar bis zum Hauptbahnhof, weil es mit der S-Bahn bis zum Leuchtenbergring fährt und dann tapfer einfach die restliche Strecke bis zum Bahnhof radelt. Dort steigen die beiden mit ihren Rädern in den ICE. Aber die Fahrt dauert nicht lang – dann werden sie ziemlich rüde, wie Herbert Maier schildert, trotz gültiger Fahrkarten aus dem Zug geworfen.
Wie das? Ein überfülltes Fahrrad-Abteil soll schuld sein. Der ICE 882 Richtung Hamburg fuhr zunächst pünktlich los. Aber kurz vor Ingolstadt trafen die Maiers auf einen Zugführer, der durchgriff – und zwar ziemlich streng: Er dürfe nicht mit einem überfüllten Fahrrad-Abteil weiterfahren und das Ehepaar Maier habe zwar eine Reservierung auch für die Räder, jedoch keine Platznummern. Also raus aus dem Zug.
Da stand das Ehepaar Maier nun. Die schöne Dänemark-Reise rückte in weite Ferne.
Herbert Maier, der für die Grünen im Erdinger Stadtrat sitzt und eigentlich gerne Bahn fährt, vermutet einen Computerfehler als Grund für die geplatzte Fahrt. Er hatte bereits vor Reisebeginn – offenkundig wegen der Stammstreckensperrung – die Information bekommen, dass die Verbindung nicht verfügbar sei und er stornieren und neu buchen solle. Nach einer Rückfrage bei der Bahn erhielt er dann aber die schriftliche Auskunft, dass das doch nicht notwendig sei – was korrekt war, da ja lediglich die S-Bahn nicht fuhr. „Ihre Reservierungen und Fahrradstellplätze haben in den Fernverkehrszügen weiterhin Bestand“, hieß es klipp und klar.
Warum dann der ICE trotzdem überfüllt war, erklärt sich Maier so: Im ICE traf er ein Ehepaar, Fahrrad-Reisende aus Emden, die ihm berichteten, sie hätten am Vorabend wegen der Verspätung eines Zuges aus Österreich nicht mehr den Anschlusszug erreicht – daher bekamen sie eine Übernachtung in München und eine Umbuchung für den ICE 882, in dem auch Maier mit seiner Frau saß. „Damit war wohl das Fahrradkontingent um zwei Räder überbucht.“
Doch warum wird man wegen eines überfüllten Fahrradabteils gleich aus dem Zug gewiesen? Eine Bahnsprecherin macht Sicherheitsbedenken geltend. Flucht- und Rettungswege könnten versperrt sein. Eigentlich hätte dem Ehepaar aus Emden nicht der ICE 882 zugewiesen werden dürfen, denn das Radabteil war schon voll.
Doch aus unerfindlichen Gründen wies der Bahn-Computer zwei verfügbare Radlplätze aus – wohl eigentlich die Plätze der Maiers. Die Bahn kann selbst nicht schlüssig erklären, was letztlich falsch lief. „Tatsächlich lag unsererseits eine technische Störung beim Buchungsprozess vor, weswegen die Reservierung der Fahrradstellplätze leider nicht korrekt funktioniert hat“, resümiert eine Bahnsprecherin.
Die Reise nach Dänemark traten die Maiers dann einen Tag später an – mit dem Auto. Immerhin erhielten sie Erstattungen von der Bahn. Allerdings, und das ist vielleicht typisch Bahn, nur halbscharig: Für die Hinfahrt bekamen sie 73,65 Euro – die Hälfte des Kaufpreises. Für die stornierte Rückreise gab es 104,30 statt der bezahlten 141,30 Euro. Für zwei entgangene Urlaubstage gab es: nichts.
Maier kann da nur den Kopf schütteln: „Die Bahn ist ein absolut unflexibler Laden.“