Sulzemoos – Stadel und Wohnhaus stehen lichterloh in Flammen, als das erste Feuerwehrauto in der Nacht auf Donnerstag auf den Hof in Sulzemoos im Kreis Dachau rollt. Im Fahrzeug sitzt Bürgermeister Johannes Kneidl – doch an diesem Abend ist er nicht Rathauschef, sondern Feuerwehrmann. Als Maschinist ist es seine Aufgabe, die Löschtechnik zu bedienen. Schnell ist klar: Nicht nur die beiden Gebäude sind nicht mehr zu retten, auch ein Transporter, der in unmittelbarer Nähe parkt, brennt aus. Die Zeit drängt, denn Sulzemoos ist im Ortszentrum sehr eng bebaut, die Flammen fressen sich in Richtung Maibaum. Rauch und Flammen sind bereits an den Dachstühlen und Fassaden der umliegenden Häusern zu sehen. Aus dem brennenden Stadel dringen ständig Explosionen, das Knistern ist furchtbar laut. „In wenigen Minuten geht hier alles in Flammen auf“, sagt Johannes Kneidl.
Doch die Feuerwehr arbeitet rasend schnell. Ihr Hauptziel: die umliegenden Gebäude zu schützen. Am Ende kämpfen 200 Einsatzkräfte gegen die Flammen an. Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, die Nachbarhäuser zu löschen. „Was sie alle geleistet haben, ist unglaublich“, sagt Kneidl am Tag nach dem Unglück. „Ein Feuer in dieser Größenordnung hat bei uns noch niemand erlebt.“
In dem Wohnhaus lebte eine vierköpfige Familie. Die beiden Kinder sind im Kindergarten- und Schulalter. Alle vier konnten sich im letzten Moment ins Freie retten. Sie sind nun obdachlos. „Sie haben alles verloren, nicht mal einen Kugelschreiber haben sie noch“, sagt Kneidl bewegt. Die Sulzemooser haben bereits einen Hilfsfonds für die Familie eingerichtet. In der Nacht kamen sie und einige Anwohner, die ebenfalls evakuiert werden mussten, erst mal im Rathaus unter. Der Sitzungssaal wurde schnell zu einem Rückzugsort umfunktioniert. Helfer des Roten Kreuzes versorgten die Familie. Insgesamt sechs Häuser und mindestens zehn Autos sind bei dem Brand beschädigt worden.
Die Feuerwehrkräfte wissen, es hätte für die Familie noch viel schlimmer ausgehen können. Sie hatten großes Glück, dass sie das Haus rechtzeitig und unverletzt verlassen konnten. „Das hätte böse enden können“, sagt auch Kreisbrandinspektor Maximilian Reimoser. Eine Person erlitt bei dem Großbrand einen Schock, eine Polizistin zog sich im Einsatz eine Schnittverletzung an der Hand zu.
Nun ermittelt die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck zur Brandursache. Zur Kontrolle auf weitere Brandherde war gestern auch ein Drohnen-Team im Einsatz. „Den Bereich von oben zu sehen, war sehr wertvoll“, erklärt Reimoser.
Nach ersten Schätzungen des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord entstand an den Gebäuden und den Fahrzeugen ein Sachschaden in Millionenhöhe. Zur Brandursache machten gestern weder die Polizei noch die Feuerwehr Angaben. Es wird ermittelt.
Es war nicht der erste schwere Brand auf diesem Grundstück: Am 26. Januar 2003 stand dort eine Scheune in Flammen. Sie brannte damals ab. Auf dieser Stelle stehen heute das Sulzemooser Rathaus und das Verwaltungsgebäude.