Pfaffenhofen – Viele Fernsehzuschauer kennen Claus Hipp noch aus der Werbung als freundlichen älteren Herrn mit weißem Haarkranz, der in einem Feld steht und ein Gläschen Babybrei hochhält: „Dafür stehe ich mit meinem Namen!“ Millionen Menschen dürften mit seinem Karottenbrei groß geworden sein. Am Sonntag feiert er seinen 85. Geburtstag.
„Es geht mir gut“, sagt Hipp. Die Geschäfte des Konzerns mit rund einer Milliarde Euro Jahresumsatz führen inzwischen seine beiden Söhne. Der Senior ist aber noch regelmäßig in der Firma in Pfaffenhofen, hat ein Büro und Sekretariat dort und ist weiterhin umtriebig, sagt ein Unternehmenssprecher.
Den Geburtstag am Sonntag feiert Claus Hipp mit seiner Frau, seinen fünf Kindern, den Enkeln – „mittlerweile sind es 15“ – und Verwandten. „Am Tag drauf lade ich die Belegschaft in Pfaffenhofen zu einem gemeinsamen Mittagessen ein. Bei über 1300 Mitarbeitern wird das etwas eng, aber gemütlich“, sagt er.
Im Rückblick, worauf ist er besonders stolz? „Auf die positive Entwicklung und erfolgreiche Etablierung des Bio-Landbaus“, sagt er. „Als wir 1956 angefangen haben, biologisch erzeugte Rohwaren in der Hipp-Babynahrung einzusetzen und ich ein Netz aus Bio-Erzeugern aufzubauen versuchte, wurde ich von den verschiedensten Seiten ausgelacht. Heute ist Bio aus der Babynahrung nicht mehr wegzudenken.“ Allerdings wurde er nicht nur von WWF-Deutschland und dem Wirtschaftsmagazin „Capital“ als Ökomanager des Jahres ausgezeichnet, sondern auch mit dem „Goldenen Windbeutel für die dreisteste Werbelüge 2012“ der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. Grund war der enorme Zuckergehalt von Hipp-Kindertees. Das Unternehmen nahm diese Tees daraufhin vom Markt.
Als junger Mann wollte Claus Hipp Maler werden, war als Meisterschüler in München auf bestem Weg. Zur Sicherheit studierte er auch Jura und schloss sogar mit dem Doktortitel ab. Nebenher verdiente er sich als Reiter Geld als Stuntman beim Film. Nach dem frühen Tod seines Vaters war er aber plötzlich Chef des Familienbetriebs.
Hipp stellte die Produktion auf Bio um und wurde vom Außenseiter zum Trendsetter. Nebenher unterrichtete der Unternehmer in der georgischen Hauptstadt Tiflis als Professor an der Kunstakademie sowie an der Universität Betriebswirtschaft. Zu Kompaktkursen fliegt er auch heute noch hin, und er ist weiterhin georgischer Honorarkonsul für Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen. Er hat die Barockkapelle Herrenrast nahe dem Bauernhof seiner Familie vor dem Verfall bewahrt, ist bis heute Schirmherr der Münchner und der Pfaffenhofener Tafel, Senatsmitglied im Bund katholischer Unternehmer und im Vorstand der Münchner Künstlerhaus-Stiftung und der Schweizerisch-Bayerischen Wirtschafts- und Kulturförderung.
„Oboe spiele ich derzeit nicht, aber ich male – sofern es die Zeit zulässt“, sagt Hipp. Und dann verrät er, worauf er sich in den kommenden Jahren am meisten freut: „Auf jedes Treffen mit meinen Kindern und Enkelkindern.“