Ein getürkter Überfall

von Redaktion

Geldtransporter-Fahrer stiehlt Million – fliegt aber schnell auf

Regensburg – Weil sie den Überfall auf einen Geldtransporter in Cham vorgetäuscht und über eine Million Euro erbeutet haben soll, muss sich seit gestern eine niederbayerische Influencerin vor dem Landgericht Regensburg verantworten. Neben Stefanie F. (28) hat die Staatsanwaltschaft auch ihre 52-jährige Mutter Petra und den Sicherheitsdienst-Mitarbeiter Karl B. wegen gemeinschaftlichen Diebstahls mit Waffen angeklagt.

Der Werttransporter-Fahrer räumte die Vorwürfe unumwunden ein. Der Plan sei aber von seiner Disco-Bekanntschaft Petra F. entwickelt worden. „Sie fragte immer, mit wie viel Geld ich rumfahre und wo. Da müsse man doch was machen können. Ich warnte sie, wir sind zu zweit, haben Alarm und Waffen.“

Schließlich schickte Karl B. am 17. April seine beiden Kollegen mit einem Geldkoffer zum Kaufland in Cham, öffnete Stefanie F. die Fahrertür und erklärte ihr, welche Knöpfe sie zu drücken habe, damit er in den Tresorraum klettern könne, ohne Alarm auszulösen. „Ich packte eine Million von der Sparkasse in eine mitgebrachte Sporttasche und gab sie ihr. Sie nahm es und ist weg.“ Seinen Kollegen sagte er danach, er sei überfallen worden, verwickelte sich aber rasch in Widersprüche.

Er sei blind vor Liebe gewesen, habe Petra F. imponieren wollen, sagte er vor Gericht. Von der Beute habe er lediglich 300 Euro bekommen, aber 36 000 Euro für die beiden Frauen bezahlt – darunter drei Schönheitsoperationen für die Tochter. Petra F. und ihre Tochter wiesen dagegen Karl B. die Haupt-schuld zu. „Er hat schon immer auf die Gelegenheit gewartet, mal was aus der Tasche zu nehmen“, so die 52-Jährige. Die Influencerin dagegen behauptet, nur aus schlechtem Gewissen wegen ihrer bezahlten Operationen mitgemacht zu haben.

Von der Beute fehlen bis heute 128 976,48 Euro. Bei einer Hausdurchsuchung nur neun Tage nach der Tat fanden die Ermittler bei Petra F. versteckt 86 240 Euro. Am 10. Mai meldete sich ein Freund von ihr an der Pforte der Regensburger Justiz: „Ich habe einen Koffer voller Geld abzugeben.“ Darin waren 820 220 Euro, die Petra F. dem Mann zur Verwahrung gegeben hatte. Gestern bestritten alle Angeklagten, vom Verbleib des fehlenden Geldes zu wissen. Das Urteil fällt Anfang November.

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