Mit ihnen geht niemand unter

von Redaktion

Schwimmkurs-Initiative für Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund ausgezeichnet

VON VINZENT FISCHER

Kaufering – Ein 17-jähriger afghanischer Asylbewerber ertrinkt im August 2015 bei Landsberg am Lech. Gemeinsam mit Freunden war er im Inselbad und wollte dann allein im Lech baden. Tage später finden Taucher seine Leiche. „Er war der Sportlichste, den ich kannte“, erinnert sich Elke Puskeppeleit. „Seine Familie war gerade auf dem Weg nach Deutschland und kam zwei Tage später.“ Es sind tragische Schicksale wie diese, die die langjährige Asylsozialberaterin aus Kaufering im Kreis Landsberg am Lech besonders bewegen.

Gemeinsam mit dem Evangelischen Gemeindeverein, für den sie tätig ist, hat Puskeppeleit in Zusammenarbeit mit der Schwimmschule „Fit-im-Wasser“ aus Scheuring einen Schwimmkurs für Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund aufgebaut, um Schicksale wie das des 17-Jährigen zu verhindern. Bereits zum dritten Mal findet der Kurs im Lechtalbad in Kaufering statt. Das Projekt erhielt von der Regierung von Oberbayern den Integrationspreis in der Kategorie „Frauen“. Der Preis ist mit 750 Euro dotiert.

„Ich habe erlebt, wie Menschen, die es über das Mittelmeer geschafft haben, hier ertrunken sind“, sagt Puskeppeleit. Laut einer Forsa-Studie aus dem Jahr 2022 können Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland doppelt so oft nicht schwimmen wie Einheimische. Auf der gefährlichen Route in überfüllten Boten über das Mittelmeer haben viele Geflüchtete traumatische Erfahrungen mit dem Wasser gemacht. Gerade für junge Frauen und Mädchen sind deshalb niederschwellige Angebote wichtig. „Geflüchtete haben in ihrer Heimat zum Teil gar nicht die Möglichkeit, schwimmen zu lernen“, erklärt Puskeppeleit. In Kaufering bekommen sie nun die Chance dazu. Ungefähr 20 Geflüchtete lernen über das Projekt jedes Jahr das Schwimmen. Viele schwimmen im Burkini, weil sie sich darin wohler fühlen. „Sie sind so glücklich, wenn sie endlich das Seepferdchen geschafft haben“, berichtet Puskeppeleit. Für viele der Mädchen und Frauen ist es ein steiniger Weg dorthin. „Bei manchen dauert es viel länger als gedacht, bis sie schwimmen können“, sagt Puskeppeleit. „Sie müssen zuerst ihre Ängste überwinden.“ Stück für Stück bekommen die Frauen mehr Sicherheit.

Über den oberbayerischen Integrationspreis ist Elke Puskeppeleit glücklich. „Das ist eine schöne Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit.“ Sie hofft, dass die Frauen nach dem erfolgreichen Schwimmkurs wie Multiplikatoren wirken: „Sie sollen später ihren Kindern das Schwimmen beibringen.“ Damit sich Unglücke wie das des 17-jährigen Afghanen nicht wiederholen.

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