München – Das Rattern der Rollkoffer hallt durch die lange Röhre: Dieser Tunnel aus Glas verbindet den S-Bahnsteig am Flughafen-Besucherpark mit der Bushaltestelle auf der anderen Seite der Gleise und der Straße. Reisende drängen sich hektisch durch den Gang, wuchten Koffer die Treppenstufen hinab. Unten bilden sich Schlangen vor zwei Bussen. Darin geht das Gedränge weiter. „Katastrophal ist das! Erst diese Völkerwanderung, um zum Bus zu kommen, dann der Stress“, sagt Ali A. (52), der sich mit seinem Koffer in den Gang des vollen Busses quetscht.
So sah es gestern Vormittag am ersten Tag des Schienenersatzverkehrs am Flughafen- Besucherpark aus. Grund: Auf dem Weg zum Flughafen werkelt die Bahn derzeit an den Gleisen. Die S-Bahn-Züge enden die kommenden drei Wochen (bis 13. November) deshalb bereits am Besucherpark. Von dort geht’s im Zehn-Minuten-Takt mit Bussen zu den Terminals. Je nach Bauabschnitt fährt mal die S8, mal die S1 – jedoch nur bis Besucherpark. Bis 3. November geht es erst mal nur mit der S1 dorthin – jedoch nur alle 40 Minuten.
Und gleich gestern gab es zusätzliches Chaos: Wegen einer kaputten Oberleitung fuhr am frühen Morgen bis etwa 8.30 Uhr zeitweise kein S1-Zug mehr zwischen Neufarn und Flughafen-Besucherpark. Teils mussten die Fahrgäste auf Taxis umsteigen, die die Bahn als Ersatz organisiert hatte. Fahrgäste wurden gebeten, nach Freising zu fahren und dort den Bus zu nehmen.
Und auch als der Bahnverkehr wieder regulär lief, ging es für viele Fahrgäste nicht ohne Probleme bis zu den Terminals – oder von dort zurück in die Münchner Innenstadt. „Ich bin total überfordert“, sagt zum Beispiel Helga Spanner (73). Die Bahn stellt an den Haltestellen und vor den Bussen zwar Hilfspersonal bereit, dennoch fühlte sie sich schlecht informiert. „Es ist alles nicht wirklich gut organisiert“, sagt sie. Sie sei von der Situation völlig überrascht worden.
Am Besucherpark fiel am Vormittag kurzzeitig auch noch der Lift hinunter zum Bus am Ende des Tunnels aus. Eine Rolltreppe gibt’s an dieser Stelle nicht. Viele Fahrgäste mussten ihre Koffer eine lange Treppe hoch- beziehungsweise runterschleppen, darunter auch Senioren und Familien. „Das geht gar nicht. Ich bin seit über 30 Stunden wach, leide unter Asthma und bin lungenkrank – und muss jetzt die schweren Koffer hochtragen“, sagt Sabrina Hering (43), die mit ihren Kindern vom Urlaub zurückkam. Sie war nicht die Einzige mit Problemen: „Ich habe mir beim Runtertragen mehrmals den Koffer gegen das Schienbein geschlagen“, ärgerte sich Brigitta Leitner (63). Das Lift-Problem war zwar nach einiger Zeit behoben, wie eine Sprecherin des Flughafens mitteilte. Insgesamt räumten die Verantwortlichen jedoch Anlaufschwierigkeiten ein. Der Ersatzverkehr müsse sich erst einspielen. Die Bahn selbst wollte auf Nachfrage noch keine erste Bilanz ziehen. Dafür sei es noch zu früh.