NACHGEFRAGT...

Almwirtschaft in Gefahr

von Redaktion

Im Entwurf zum neuen Tierschutzgesetz von Bundesagrarminister Cem Özdemir ist nach Informationen des Bayerischen Bauernverbands (BBV) ein Verbot der Anbindehaltung enthalten – auch für die Form der Kombihaltung, in der Rinder im Sommer auf Almen und Weiden, im Winter im Stall gehalten werden. Gegen die Existenzbedrohung von 13 000 Kleinbauern startet der BBV heute bayernweit Protestveranstaltungen unter dem Motto „Rettet Berta vor dem Schlachthof und Kleinbauern vor dem Aus!“

Was steckt hinter dem Protest, Herr Felßner?

Bundesminister Özdemir beabsichtigt, die Anbindehaltung nach nur fünf Jahren komplett zu verbieten, ihr keine Zukunftsperspektiven zu geben. Wir wollen einfach, dass diese Höfe weiter bestehen können – und zwar mit der Vorgabe, dass die Tiere 120 Tage draußen sind und sich bewegen können, wir aber diese Ställe im Winter auch weiter betreiben können. Die Tiere, die im Sommer auf den Almen sind, brauchen im Winter einen Stall – und das sind in der Regel die Anbindeställe. Wir würden mit diesem Verbot fast die komplette Alm- und Alpwirtschaft in Bayern verlieren. Das dürfen wir nicht zulassen!

Es hatte sich doch angedeutet, dass es eine Ausnahme für die Kombihaltung geben könnte.

Seit Jahren arbeiten die Bauernverbände im Süden Deutschlands, die Minister in Baden-Württemberg und Bayern, auch der Lebensmittelhandel daran. Wir haben mit der Kombihaltung und 120 Tagen Bewegung einen guten Weg für die Bauern und die Tiere gefunden. Auch Österreich geht einen solchen Weg, doch das neue Tierschutzgesetz droht all das zu zerstören.

Was besagt die Änderung?

Özdemir will eine völlig andere Kombihaltung. Tiere sollen auch im Winter ins Freie gezwungen werden. Zudem plant er: Sobald der Hof an die nächste Generation übergeben wird, ist die Kombihaltung verboten. Niemand wird in ein Haltungssystem wechseln, von dem er weiß, dass es in wenigen Jahren verboten ist. Das ist ein Frontalangriff auf die kleinen bayerischen Strukturen.

Sehen Sie noch eine Chance?

Ich weiß nur: Wenn wir die Struktur und das Gesicht der Landwirtschaft erhalten wollen, ist mehr Zeit und eine dauerhafte Regelung für Kombihalter nötig!

Interview: Claudia Möllers

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