Nürnberg – Hand in Hand standen Christian Kopp und seine Frau Julia in der Nürnberger Lorenzkirche, bereit für einen neuen Lebensabschnitt. Gestern wurde der 59-jährige Theologe in das Amt des bayerischen evangelischen Landesbischofs eingeführt. Eine Premiere in der Landeskirche: Im selben Gottesdienst war zunächst der bisherige Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nach zwölf Amtsjahren feierlich entpflichtet worden.
In einer sehr persönlichen Feier wurde die Ära von Bedford-Strohm beendet, der nicht nur an der Spitze der bayerischen Landeskirche gestanden hatte, sondern von 2014 bis 2021 auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewesen war. Seine Nachfolgerin Anette Kurschus würdigte dessen scharfen Verstand, seine Menschennähe und Begeisterungsfähigkeit. „Frommsein und politisch denken, das gehört für Dich zusammen.“ Gegen alle Häme habe er den Kauf des ersten Schiffs zur Rettung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer verteidigt. Dankbar zeigte sich der scheidende Landesbischof für seine Amtszeit – und er schämte sich auch seiner Tränen nicht, als er sich an seine Frau und seine Familie wandte, „die so viel mitgetragen haben“.
Als kompromissloser Kompromiss-Sucher will der neue Landesbischof Kopp agieren. „Christinnen und Christen haben den Auftrag, zwischen Starken und Schwachen zu vermitteln“, sagte er. Die Weltlage mit den derzeitigen Kriegen nannte er unerträglich – „das unfassbare Leid und die Gräueltaten in Israel“ entsetzen ihn: „Soll es denn für Jüdinnen und Juden auf der Welt keinen sicheren Ort geben? Das darf nicht sein“, sagte Kopp. Unerträglich sei auch das Leid der Menschen in Gaza und dem Westjordanland, die um ihr Leben fürchteten. In Bayern hätten in den vergangenen Jahren viele Menschen Zuflucht gefunden. Kopp zeigte sich beeindruckt von der großen Hilfsbereitschaft so vieler Menschen. „Antworten auf schwierige Situationen findet man nur gemeinsam. Dafür muss man gut zuhören“, sagte er. Heute sei es schwer geworden, sich auf gemeinsame Lösungen zu einigen. Kopp wünschte sich weniger Hetze und Rechthaberei – „wir müssen auf unsere Sprache achten“. Zahlreiche Vertreter des Staates waren zum Amtswechsel gekommen: Darunter Ministerpräsident Markus Söder, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Innenminister Joachim Herrmann, Wissenschaftsminister Markus Blume (alle CSU) sowie die designierte neue Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler). Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx war nach Nürnberg gekommen. CLAUDIA MÖLLERS