Er hatte Feuer im Herzen

von Redaktion

Gerhard Bullinger, Ehrenvorsitzender im Feuerwehrverband, starb mit 74 Jahren

VON JOSEF AMETSBICHLER

Ebersberg – Ein Herz, das wie kein zweites für die Feuerwehr geklopft hat, hat aufgehört zu schlagen. Gerhard Bullinger, Ehrenvorsitzender des Feuerwehrverbands Oberbayern, ist am Dienstagabend überraschend gestorben. 25 Jahre lang war er als Kreisbrandrat oberster Feuerwehrmann im Kreis Ebersberg. Ein Vierteljahrhundert koordinierte er dort etwa Nachwuchsarbeit, Katastrophenvorsorge, Einsatzleitung.

Auf die Probe gestellt wurde sein kühler Kopf oft, am stärksten 2002: Ein Jahrhunderthochwasser suchte seine damalige Heimat Glonn heim. Bullinger organisierte, koordinierte, kommunizierte – hielt trotz persönlicher Betroffenheit stand. Sein Name sprach sich herum, nicht zuletzt, weil der Einsatz damals unter bundesweiter Medienbeobachtung stattfand. Der gebürtige Karlsruher scheute die Verantwortung nicht. Er übernahm zwischenzeitlich den Bezirks- sowie den stellvertretenden Landesvorsitz des Feuerwehrverbands in Oberbayern und Bayern. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst 2014 blieb er Ehrenbezirksvorsitzender.

Für unsere Zeitung war er ob seines Fachwissens ein gefragter Interviewpartner. Die Feuerwehr war für ihn wie eine zweite Familie. Seinen Urlaub verbrachte er im Feuerwehrerholungsheim. Wenn es ihn ins Ausland verschlug, besichtigte er überall als Erstes das Feuerwehrhaus, erzählte er einmal. Natürlich taufte er seinen Sohn Florian. Sein privates Autokennzeichen endete auf 112.

Als Kreisbrandrat hatte er im Schnitt rund 100 Einsätzen pro Jahr und eine Million Fahrtkilometer absolviert. „Meine Familie hat viel aushalten müssen“, sagte der fünffache Vater einmal mit Blick auf sein Einsatzleben. „Ohne ihren Rückhalt wäre das alles nicht gegangen.“

Seit knapp zehn Jahren hatte er nun mehr Zeit für sie, auch wenn er auf den Feuerwehrversammlungen in der Region ein oft und gern gesehener Gast blieb – bis noch vor wenigen Tagen. Gerhard Bullingers plötzlicher Tod mit 74 Jahren löste bei hunderten, vielleicht tausenden Ehrenamtlichen große Anteilnahme aus.

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