„Seid wachsam“

von Redaktion

Demo am Odeonsplatz 100 Jahre nach dem Hitlerputsch

VON KLAUS VICK

München – Vor 100 Jahren wurden an diesem Platz Adolf Hitler und seine schwer bewaffneten Gefolgsleute gestoppt. Gestern versammelten sich an dem geschichtsträchtigen Ort vor der Feldherrnhalle knapp 1000 Menschen, um ein Zeichen gegen Hass, Hetze und Antisemitismus zu setzen. Aufgerufen zu der Demo am Odeonsplatz hatte das Bündnis „München ist bunt“, mit Unterstützung von Gruppen wie dem Kreisjugendring, der StadtschülerInnenvertretung, dem DGB und dem Bund Naturschutz.

Prominentester Redner war Münchens Alt-OB Christian Ude (SPD). Er erinnerte daran, dass es verfassungstreue Polizeikräfte gewesen seien, die den Hitlerputsch von 1923 verhinderten. „Man muss zur rechten Zeit da sein“, sagte Ude unter dem Beifall der Zuhörer. Die Lehre für die Gegenwart müsse sein: „Die Demokratie braucht starke Demokraten, um faschistische Renaissancen zu stoppen.“ Es sei die Tragik der Geschichte, dass 1933 doch die Machtergreifung Hitlers erfolgte. Und Ude fügte mit Blick auf den heutigen Rechtsruck hinzu: „Seid wachsam! Werdet endlich wachsam!“ Man müsse bestimmte Wahlergebnisse zur Kenntnis nehmen und aktiv werden. So dürfe weder eine Relativierung der Geschichte noch Antisemitismus zugelassen werden. Wer dem Hamas-Terror Beifall zolle, „der kann nicht zu unserem demokratischen Rechtsstaat gehören“.

Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) erklärte als Vertreterin der Stadt, es sei wichtig, „an diesem Tag dieses notwendige Zeichen zu setzen“. Bekanntlich folgte 15 Jahre nach dem gescheiterten Hitlerputsch am 9. November 1938 mit der Reichspogromnacht das Signal zur systematischen Judenverfolgung. „Nie wieder ist jetzt“, sagte Dietl. Man stehe hier, „weil wir befürchten müssen, dass Nazis diesen Tag für ihre Propaganda missbrauchen“. Die Demo sei ein Zeichen gegen die Spaltung der Gesellschaft und für Menschlichkeit und ein friedliches Miteinander. München, so Dietl, sei gerade auch sehr im Gedanken an seine israelische Partnerstadt Be’er Scheva.

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