Und wieder brennen Baufahrzeuge

von Redaktion

VON REGINA MITTERMEIER UND DIRK WALTER

München – Freitag, kurz nach 4 Uhr morgens. Ein Knall hallt durch die nächtliche Ruhe an der Johanneskirchner Straße in München-Bogenhausen. Dann: Blaulicht und Sirenengeheul. Einsatzkräfte rasen zu einer Baustelle. Dort schießen Flammen meterhoch in den Himmel. Als Polizei und Feuerwehr ankommen, stehen ein Bagger und ein Laster in Vollbrand, eingehüllt von dunklem Qualm. Eine Zeugin hatte gegen 4.10 Uhr den Notruf verständigt.

Schon wieder ein Feuer auf einer Baustelle eines größeren Infrastrukturprojekts. Diesmal traf es Vorarbeiten für eine neue Tramstrecke in München. Der Schaden: rund 300 000 Euro. Und wieder schließt die Polizei Brandstiftung nicht aus.

Brandanschläge auf Elektroautos der Münchner Stadtwerke, auf eine Geothermieanlage in Polling (Kreis Mühldorf) oder auch auf einen Eisenbahn-Bauzug in Unterföhring: Seit Mai gab es eine regelrechte Brandserie auf Infrastruktur und Fahrzeuge – zumeist im Großraum München. Die Brandstiftungen umfassten Geothermieanlagen, Bahnanlagen, Funkmasten, Glasfasertrommeln, Baumaschinen und Pkw, berichtet Oberstaatsanwalt Klaus Ruhland.

Jetzt hat die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) die Ermittlungen an sich gezogen, bestätigte die Generalstaatsanwaltschaft München unserer Zeitung. Die ZET gehe bei den Anschlägen „aufgrund der Tatobjekte und Tatmodalitäten von einem extremistischen Hintergrund aus“.

Die Serie begann am 19. Mai mit dem Brand zweier Elektroautos der Münchner Stadtwerke nahe des Heizkraftwerks Süd. Die Täter hinterließen ein Graffito „No HKW“ – kein Heizkraftwerk. Daher liegt der Verdacht nahe, dass radikale Klimaschützer hinter der Tat stehen könnten. Es folgte ein Dutzend weitere Fälle – zuletzt Ende Oktober der Brandanschlag auf die Geothermie-baustelle bei Grünwald im Perlacher Forst und auf einen Eisenbahn-Bauzug, der auf einem Abstellgleis nahe dem Heizkraftwerk in Unterföhring stand. Zuvor hatte es schon einen Anschlag auf eine Geothermie in Polling (Kreis Mühldorf) gegeben. Warum Geothermieanlagen ins Fadenkreuz der unbekannten Täter gerieten, ist unklar und passt nichts ganz ins Bild. Geothermie wird manchmal angefeindet, weil befürchtet wird, die Bohrungen könnten Erdbeben auslösen – doch militante Klimaschützer argumentieren so eigentlich nicht.

Es werde auch „in alle Richtungen ermittelt“, betont Ruhland. „Teil der Ermittlungen ist selbstverständlich auch die Überprüfung einschlägiger Webseiten“ – zum Brandanschlag auf zwei BMW X5-Limousinen im Juli auf dem Gelände eines Autohändlers an der Landsberger Straße hatten sich Unbekannte auf der Plattform indymedia.org bekannt. Der Verfassungsschutz und das bayerische Innenministerium vermuteten damals linksautonome Kreise, keine Klimaschützer, hinter der Attacke.

Ob auch der Brand von Freitagnacht in München im Zusammenhang steht mit der Serie von Brandstiftungen aus den vergangenen Monaten, prüft nun die Generalstaatsanwaltschaft München, wie Klaus Ruhland gegenüber unserer Zeitung bestätigt.

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