Abrechnung und Zittersieg bei Bayerns FDP

von Redaktion

Amberg – Martin Hagen bleibt Landeschef der FDP – übersteht eine Kampfabstimmung aber nur knapp. Beim Landesparteitag kam es am Samstag überraschend zu einer Gegenkandidatur durch den früheren Landtags-Fraktionskollegen Albert Duin. Hagen setzte sich knapp mit 210 zu 182 Stimmen durch, er und sein Gegenkandidat riefen danach die Partei zur Einigkeit auf. Im Anschluss wurde die von Hagen vorgeschlagene Katja Hessel zur Co-Vorsitzenden gewählt. Sie erhielt bei 395 abgegebenen Stimmen 213 Ja- und 167 Nein-Stimmen.

Vor der Abstimmung hatte sich bereits die Aussprache der Partei nach der verlorenen Landtagswahl sehr viel länger als geplant hingezogen. Dabei war deutliche Kritik an der Ampel-Koalition und der Spitze der Bundespartei, teils aber auch der Landespartei laut geworden. Duin stellte sich in scharfen Worten an die Spitze der Kritiker. „Wenn ihr mich wählen solltet, dann werdet ihr öfter was hören aus dem Bundesvorstand, weil dann bin ich ja geladen als Landesvorsitzender und ganz ehrlich, dann werde ich den Leuten in den Arsch treten“, zitierte ihn der BR. „Ich hab die Schnauze gestrichen voll“, sagte der frühere Landesvorsitzende. Duin gilt in der Partei nicht als Schwergewicht, traf aber offenbar den Ton. Hagen mahnte, man müsse den politischen Gegner beißen, nicht die eigenen Leute.

Nach Angaben der bayerischen FDP ist der Landesverband der erste mit Doppelspitze. Die FDP hatte bei der Landtagswahl drei Prozent der Stimmen erhalten und damit den Wiedereinzug in den Landtag verpasst.

Hagen will sich künftig etwas aus dem Alltagsgeschäft zurücknehmen. Er plant eine Auszeit mit der Familie und will danach in Teilzeit oder auf Projektbasis seine frühere Tätigkeit als Kommunikationsberater wieder aufnehmen. Hagen ist 42 Jahre alt und hatte im November 2021 den alleinigen Vorsitz des Landesverbandes übernommen, zudem war er in der vergangenen Wahlperiode Chef der FDP-Landtagsfraktion. Nach der verheerenden Wahlniederlage hatte Hagen seinen Rücktritt angeboten. Die Nürnbergerin Hessel war von 2008 bis 2013 Wirtschaftsstaatssekretärin in der Staatsregierung, jetzt sitzt sie im Bundestag.  dpa/cd

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