Angeblich falsch beraten

von Redaktion

Maskenprozess gegen Tandler – Vorwürfe gegen Steuerkanzlei

München – Im Prozess wegen Steuerbetrugs gegen die Händlerin mit Corona-Schutzmasken, die Politikertochter Andrea Tandler, und ihren mutmaßlichen Kompagnon, den Gastronomen N., versucht die Verteidigung einen Entlastungsangriff. In einem umfangreichen Beweisantrag beim Landgericht München II schob der Verteidiger von N. einen Teil der Schuld auf eine Münchner Steuerberatungskanzlei. Diese habe die Angeklagten von Anfang an falsch beraten – daher könne von Vorsatz bei etwaiger Steuerhinterziehung keine Rede sein.

Tandler und N. sitzen seit Januar dieses Jahres in Untersuchungshaft. Ihnen wird Steuerhinterziehung in zweistelliger Millionenhöhe vorgeworfen, es drohen mehrjährige Gefängnisstrafen. In seinem Antrag wies der Anwalt von N. darauf hin, dass beide Angeklagten seit März 2020 – damals begannen die Maskendeals – umfassend beraten worden seien. Allerdings eben falsch. „Ich finde diese Beratung skandalös“, sagte der Anwalt. Aber: „Dieer Mann, der vor Ihnen sitzt“ – dabei zeigte er im Gerichtssaal auf seinen Mandanten – „hat sich darauf verlassen.“ Dabei sei trotz üppiger Honorare „ganz viel schief gelaufen“. So seien die Angeklagten aufgrund falscher Beratung darvon ausgegangen, dass sie keine Schenkungssteuer zahlen mussten. Die Hinterziehung der Schenkungssteuer – Tandler soll dem mit ihr angeblich liierten N. Millionengewinne zugeschoben haben – ist einer der Anklagepunkte. Gegen einen der Steuerberater der Kanzlei hatte die Staatsanwaltschaft ebenfalls ein Ermittlungsverfahren eröffnet, dieses jedoch eingestellt.

Der Anwalt beantragte die Vernehmung von nicht weniger als 13 Angestellten aus der Kanzlei, um die falsche Beratungstätigkeit aufzuzeigen. Ob sich das Gericht darauf einlässt, ist offen. Im Hintergrund laufen offenbar Gespräche über eine Verständigung in diesem hochkomplexen und zeitaufwendigen Verfahren. Im Erfolgsfalle könnte eine geringere Strafe für die Angeklagten herausspringen. Der Prozess wird fortgesetzt. DIRK WALTER

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