Korbinian – der Vater des Erzbistums

von Redaktion

1300 Jahre: Diözese München und Freising feiert ihr Jubiläumsjahr mit Wallfahrten und Gottesdiensten

München – Bayern und Bären – das ist eine zwiespältige Beziehung. Enge Verbindungen gibt es nicht erst seit Problembär Bruno 2006 für großen Wirbel sorgte. Ein Bär spielt auch im Zusammenhang mit dem Schutzpatron des Erzbistums München und Freising eine im wahrsten Sinne tragende Rolle. Dem heiligen Korbinian, der vor 1300 Jahren als Gründerbischof nach Freising gekommen sein soll, wurde der Legende nach auf einer Reise nach Rom von einem Bären nachts das Pferd gerissen, das die Lasten trug. Korbinian befahl einem Diener, dem Bären zur Strafe das Gepäck aufzuladen. Der Bär trug willig die Last bis nach Rom – dann ließ ihn der Heilige frei.

Viele Legenden ranken sich um Korbinian, der den Beginn des Bistums Freising begründete, das nach der Säkularisation 1803 zum Erzbistum München und Freising wurde. Tatsache ist aber, dass der Mann aus Arpajon bei Evry (Frankreich) der erste Bischof auf dem Freisinger Domberg war. Das Erzbistum begeht das Jubiläum mit einem Gedenkjahr, das heuer mit der Korbinianswallfahrt (18. bis 25. November) beginnt.

„Ein oberflächliches Jubeljahr wird das nicht. Wir feiern nicht ein pompöses Fest nach dem anderen“, sagt Weihbischof Wolfgang Bischof, der zuständig ist für die Seelsorgsregion Nord und Koordinator für das Bistumsjubiläum. Es soll ein Jahr des Glaubens werden mit Veranstaltungen, Wallfahrten und Impulsen für die Gemeinden, wie heute Glauben gelebt werden kann. Daher auch das Leitwort „glauben leben“ – „bewusst kleingeschrieben, denn es geht um das aktive Glauben, das Tun“.

Die Erzdiözese hat es sich nicht leicht gemacht, eine Form zu finden, wie man ein Diözesanjubiläum feiern kann in schwierigen Zeiten mit Missbrauchsskandal, Kirchenaustritten, fortschreitender Säkularisierung. „Wir haben lange darüber nachgedacht, welche Akzente wir setzen können“, sagt Bischof. Der Schwerpunkt wurde auf das Sakrament der Taufe gelegt – „wir wollen daran erinnern, welche Bedeutung die Taufe hat, dass sie verbunden ist mit dem Auftrag, den Glauben zu verkünden“.

Anders gesagt: Es gehe um eine Wiederbesinnung gerade in diesen schwierigen Zeiten auf das, „was uns alle verbindet: nämlich die Taufe und die damit verbundene Sendung in die Welt“. In eine sich auch kirchlich verändernde Welt – im Erzbistum werden sich die Strukturen wandeln – aus 40 Dekanaten werden 18. Auch das wird vom heiligen Korbinian begleitet: Es wurde eine verkleinerte Kopie des in Freising ruhenden Korbinansschreins gefertigt, die mit Reliquien des Heiligen bei der feierlichen Gründung der jeweiligen Dekanate dabei ist – „Korbinian unterwegs“ im Erzbistum sozusagen.

„Es sind 1300 Jahre Tradition, auf die wir zurückschauen können und auf denen wir aufbauen: Wie haben Menschen damals die Herausforderungen angenommen – und was machen wir heute mit den Aufgaben, die uns gestellt werden?“, beschreibt Pastoralreferentin Theresia Reischl, die die Projektorganisation leitet, die Idee zu dem Jubiläum. Zum Beispiel: Wie hat sich Korbinian, der aus Frankreich stammte, damals verständigt? Hier sieht die Theologin Parallelen zu heute: „Wir spüren heute auch Sprachbarrieren. Unsere kirchliche Sprache ist nicht die Sprache, die von allen verstanden wird.“ Auf eine verständliche Sprache soll daher besonders geachtet werden. Der Höhepunkt des Jubiläums ist für Wolfgang Bischof die Begegnung mit den Menschen auf unterschiedlichen Ebenen. Und dafür ist im Jubiläumsjahr reichlich Gelegenheit. CLAUDIA MÖLLERS

Artikel 6 von 11