Nächster Bahnstreik schon in Sicht

von Redaktion

S-Bahn und Regionalzüge fuhren am Donnerstag nur sporadisch – Aber das war erst der Beginn

Der Warnstreik der GDL legt vor allem den Regionalverkehr der Bahn nahezu lahm. Die Fronten zwischen Bahn und Gewerkschaft sind verhärtet. Allen ist klar: Das war erst der Anfang.

S-Bahn im Stundentakt

Der Warnstreik führte seit Mittwochabend zu tausenden von Zugausfällen. Im Fernverkehr war die DB mit einem Notfahrplan unterwegs – mit nur 20 Prozent der eigentlich geplanten Verbindungen. Auch im bayerischen Regionalverkehr gab es einen Notbetrieb – immerhin aber pendelte beispielsweise die Werdenfelsbahn zwischen München und Garmisch-Partenkirchen im Stundentakt, auf der Verbindung München–Nürnberg gab es zumindest alle zwei Stunden einen Zug. „Mehrere hundert Kollegen“ seien im Ausstand, zeigte sich Bayerns GDL-Chef Uwe Böhm gegenüber unserer Zeitung zufrieden. Besonderes Augenmerk gilt den Stellwerken, wo aber die Mehrheit der Belegschaft bei der Konkurrenzgewerkschaft EVG ist. Deshalb konnten Stellwerke nur „punktuell“ lahmgelegt werden, etwa in Schwandorf oder Regensburg. Im Güterverkehr war die Streikbeteiligung sehr hoch – hunderte Züge sind im Rückstau.

Die S-Bahn konnte ihren versprochenen Ein-Stunden-Takt umsetzen. Darauf setzten auch viele Fahrgäste, die sich ungeachtet des Streiks zu den Bahnhöfen begaben und geduldig auf den nächsten Zug warteten – nicht jeder kann Homeoffice machen. Am Bahnhof Buchenau (Kreis Fürstenfeldbruck) etwa standen am Vormittag 50 Pendler, bis dann um Viertel vor neun die S4 eintraf und sie mitnahm. Der 20-Minuten-Takt bei der S8 fuhr nur zwischen Pasing und Flughafen.

Wenig Staus

Trotz des Streiks gab es auf den Straßen keine größeren Staus. Das belegen Daten des Navigationsdaten-Auswerters TomTom, der bilanzierte: „Der Streik ist weitgehend folgenlos geblieben.“ Arbeitergeber und Arbeitnehmer würden offenbar kurzfristig auf Homeoffice umschalten.

Wer nicht streikt

Die GDL richtete ihren Streik vor allem auf die Deutsche Bahn aus. Bayerns GDL-Chef Böhm lobte fast demonstrativ das Verhalten von Go-Ahead (München–Augsburg und Allgäu), mit der die Verhandlungen „sehr konstruktiv“ vorankämen. Am 18. Dezember ist die nächste Verhandlungsrunde anberaumt, bis dahin werde es keinen Streik bei Go-Ahead geben. Allein der „Rote Riese“ – also die DB – verhalte sich „wie die Axt im Walde“, so Böhm.

Neue Streiks in Sicht

Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, schließt weitere Warnstreiks bei der Deutschen Bahn nicht aus. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das nicht“, sagte er in Schwerin. Weselsky nahm dort an einer Kundgebung des Deutschen Beamtenbundes (dbb) teil, der für den öffentlichen Dienst der Länder ebenfalls in Tarifverhandlungen steckt.

Für Bayern bestätigte das Böhm: „Das wird mit sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein, so wie sich die Deutsche Bahn anstellt.“ Im Raum steht eine Urabstimmung – stimmen die Mitglieder zu, könnte die GDL unbefristet streiken. Auch Arbeitsniederlegungen rund um Weihnachten schloss Weselsky nicht aus. Bislang habe die GDL nie an Weihnachten gestreikt, „aber ich lasse mich da nicht auf einen Tag festlegen“.  dw/dpa

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