München – Zwischen 1945 und 1960 müssen zerstörte Städte wieder aufgebaut werden und die Menschen, darunter Geflüchtete und Heimatvertriebene, in einen Alltag zurückfinden. Bis sich der wirtschaftliche Aufschwung anbahnt, tragen die Kinder jede Veränderung mit. Als alles in Trümmern liegt, packen sie an. Erst später können sie eine Kindheit erleben, wie es für sie nie zuvor möglich gewesen war – Feste feiern, zur Schule gehen und sogar Ausflüge machen.
Wilde Partys nach Hunger und Krieg
Nach Jahren des Hungers konnten Kinder zum ersten Mal ungezwungen feiern. „Feste arbeiten und Feste feiern“ war das Motto. Fasching war nie ausgelassener, heißt es, und München wurde zur Hochburg der Narrischen.
Auch auf dem Land lockte jedes Wirtshaus mit Bällen. Es gab die Bälle der Feuerwehren, der sudetendeutschen Landsmannschaft, den Ball der Lehrer, Metzger und Konditoren. Sogar Veteranen des Ersten Weltkrieges drehten sich zum Landler – bis der Rock‘n’Roll kam. Die in Bayern stationierten Amerikaner entfachten das Tanzfieber.
Nach der Fresswelle kommt die Autowelle
1955 läuft der millionste VW-Käfer vom Band. Immer mehr Menschen erfüllen sich gerade den Traum vom eigenen Auto. Für einen jungen Mann war das höchste der Gefühle, wenn er sein Mädchen mit dem eigenen Auto abholen durfte. Ab 1955 stellte BMW das Motorcoupé Isetta – die sogenannte „Knutschkugel“ – her. Auch der Opel Rekord stand hoch im Kurs.
So lernt die Generation Schiefertafel Schreiben
Die Kinder lernten Rechnen und Schreiben auf der Schiefertafel. Erst ab der dritten Volksschulklasse durften viele mit Bleistift und Papier arbeiten. Radiergummi, Spitzer, Federhalter oder gar Farbstifte waren teure Anschaffungen. Es war gang und gäbe, dass Schüler im Winter ein Scheitl Holz mitbringen mussten und in aller Früh für Heizdienste eingeteilt waren.
Das „gute“ G’wand trägt man sonntags
Wer auf der Straße beim „Strawanzen“ war, musste sich abends die dreckigen Füße waschen. Ein eigenes Badezimmer mit fließendem Wasser stand kinderreichen Familien in kleinen Wohnungen nicht zur Verfügung. In Mietshäusern befand sich die Toilette meist auf dem Gang. Im Kessel kochte man das Wasser für die Katzenwäsche im Zuber. Am nächsten Tag wusch die Mutter darin wieder Kleidung und Laken. Die Hausarbeit war hart. Kinder mussten mit anpacken und kübelweise Wasser schleppen. Das „gute“ Gewand kam nur an Sonn- und Feiertagen zum Einsatz. Größten Wert legte man auf blitzblank geputzte Schuhe. sco