München/Berlin/Köln – Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat den Auftritt eines hochrangigen Taliban-Funktionärs in einer Kölner Moschee heftig kritisiert und Aufklärung eingefordert. „Der Auftritt des Taliban-Vertreters in Köln ist vollkommen inakzeptabel und scharf zu verurteilen“, sagte die SPD-Politikerin. „Niemand darf radikalen Islamisten in Deutschland eine Bühne bieten.“
Die Taliban seien für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich, sagte Faeser weiter. „Wir schützen in Deutschland viele Geflüchtete aus Afghanistan vor der Unterdrückungsherrschaft der Taliban. Deshalb haben Taliban-Funktionäre absolut nichts zu suchen in Deutschland.“ Die zuständigen Behörden gingen dem Fall intensiv nach. Vom Dachverband Ditib, dem die Kölner Moschee angehört, erwarte man „eine vollständige und sehr schnelle Aufklärung, wie es zu dem Auftritt in Köln kommen konnte.“
Der Dachverband Ditib hatte sich von dem Auftritt in dem Gebetshaus im Stadtteil Chorweiler am Donnerstag distanziert. Ein Kulturverein habe die als religiös angekündigte Veranstaltung organisiert und sich dabei nicht an eine vertragliche Vereinbarung gehalten. Den Namen des Vereins hatte die Ditib zuerst mit „Afghanischer Kulturverein Köln Meschenich“ angegeben. Der Verein erklärte daraufhin, nicht an der Veranstaltung beteiligt gewesen zu sein, der Vereinsname sei missbräuchlich verwendet worden. Am Samstagabend korrigierte die Ditib dann ihre Angaben. Tatsächlich sei der Saal Personen zur Verfügung gestellt worden, die Ditib als Vorstand des Vereins „Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V.“ bekannt seien.
Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Alexander Throm, nannte es „unerträglich“, dass ein Taliban-Funktionär „in Deutschland einen Vortrag hält und seine unmenschliche Ideologie verbreiten kann“. Dafür sei auch die Ditib verantwortlich. Es sei außerdem „ein weiteres Armutszeugnis“ für die Bundesregierung, dass der Taliban-Funktionär habe einreisen können.
Ein Taliban-Funktionär war auch bei einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation WHO, die vom 6. bis 8. November in Den Haag stattfand, dabei. Es werde nun untersucht, wie das möglich war, teilte der niederländische Gesundheitsminister Ernst Kuipers am Samstag mit. Es soll sich nach niederländischen Medienberichten um Abdul Bari Omar handeln, Leiter der afghanischen Kontrollbehörde für Nahrungsmittel, jenen Mann also, der am Donnerstag auch in der Kölner Moschee auftrat. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte diesen Auftritt verurteilt und erklärt, die Reise sei dem Ministerium nicht angekündigt worden.