Garmisch-Partenkirchen – Die vier letzten Gletscher Deutschlands an der Zugspitze und im Watzmanngebiet haben den Sommer teils besser überstanden als befürchtet. Sie behalten vorerst den Status als Gletscher. Eine Rettung gibt es für sie nicht. In etwa 15 Jahren wird nach der Prognose der Forscher von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) das letzte vormals „ewige“ Eis verschwunden sein.
Vor allem der Watzmann- und der Blaueisgletscher bei Berchtesgaden haben nach neuen Messungen der BAdW-Wissenschaftler in diesem Sommer vergleichsweise wenig Fläche verloren. Wie es mit dem Eisvolumen aussieht, werde noch ausgewertet. Die Eisdecken-Messung ist komplex.
„Wir sind dran, die Daten auszuwerten – und es sieht so aus, dass wir in Berchtesgaden für die dortigen Gletscher gar keinen so schlechten Sommer hatten“, sagte der Glaziologe Christoph Mayer von der BAdW, die für die Staatsregierung alle paar Jahre einen Gletscherbericht erstellt. „Wir hatten in Berchtesgaden am Ende der Saison noch Schnee auf den Gletschern, teilweise zumindest.“ Schnee reflektiert das Sonnenlicht und schützt damit das Eis. Auch das kalte Frühjahr mit spätem Schneefall habe wahrscheinlich dazu beigetragen, dass sich das Abschmelzen verlangsamt habe. Schlechter sieht es in diesem Jahr an Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, aus. „Am Höllentalferner und am Nördlichen Schneeferner sind die Flächen deutlich kleiner geworden“, sagt Mayer. Vor allem der Nördliche Schneeferner habe gelitten. Während der Höllentalferner wie auch die Berchtesgadener Gletscher eher schattig liegen, sei er der Sonne stark ausgesetzt.
Im vergangenen Jahr hatten die Experten dem Südlichen Schneeferner den Status als bis dahin fünftem deutschen Gletscher aberkannt. Mit rund eineinhalb Hektar – das sind etwa zwei Fußballfelder – war er noch halb so groß wie vier Jahre zuvor. Und: Er fließt nicht mehr. Das Fließen ist ein Kriterium für die Einordnung als Gletscher. SABINE DOBEL