Böbing – Nicht nur Tierhalter im südlichen Oberbayern sind in Sorge wegen der zunehmenden Wolfsrisse. Nun hat auch ein Kindergarten im Landkreis Weilheim-Schongau Konsequenzen aus den Vorfällen gezogen. Der Kindergarten in Böbing hat seinen Waldtag wegen des Wolfs vorerst gestrichen. Bereits im Frühsommer hatte es in der Gegend vermehrt Wolfsrisse gegeben. Deshalb hatten die Verantwortlichen sich zu diesem Schritt entschlossen. „Im neuen Kindergartenjahr ab September sollte es eigentlich wieder losgehen“, berichtet Bürgermeister Peter Erhard. „Aber nachdem Landwirte und Jäger in dem Bereich immer wieder einen Wolf gesehen haben, haben wir davon Abstand genommen.“ Der Bürgermeister hat auch mit den Eltern gesprochen. Sie finden es sehr schade, dass ihre Kinder das Walderlebnis nicht mehr genießen können, berichtet Erhard. „Aber es ist ein gemeindlicher Kindergarten, ich stehe in der Verantwortung.“ Er will kein Risiko eingehen.
Anja Vukman ist Geschäftsführerin des Vereins „Natürlich – Natur begreifen“. Er betreibt sechs Waldkindergärten im Landkreis Weilheim-Schongau. Vukman hält es nach wie vor für sicher, mit den Kindern in den Wald zu gehen. Anfragen von Eltern, die wegen des Wolfs besorgt seien, habe sie noch nicht bekommen, sagt sie. Im Dezember werde es für alle Mitarbeiter eine Schulung geben, wie man mit dem Thema Wolf am besten umgeht.
Franka Knauer, die Leiterin der Abteilung Bauen und Umwelt am Landratsamt, ist überzeugt: „Der Wolf wird sich ausbreiten.“ Sie war bei der jährlichen Dienstversammlung der Jagdvorsteher zu Gast – auch dabei drehte sich alles um den Wolf. Denn die Jäger haben ebenfalls viele Fragen, zum Beispiel: Dürfen sie schießen, wenn ihnen auf der Pirsch ein Wolf begegnet? Es komme darauf an, ob man sich durch den Wolf bedroht fühle, sagte Knauer. Auch die Jäger stellten die Frage, ob Waldkindergärten nicht wie eine natürliche Kirrung für den Wolf seien, ihn also anlocken würden. Knauer berichtete, dass diese Frage schon viele Bürgermeister gestellt hätten. Ihre Antwort: „Es ist in Ordnung, die Kinder weiter im Wald zu lassen.“ BORIS FORSTNER