München – Die Bilder und Töne der knapp 30-sekündigen Videos sind kaum zu ertragen. Ein Mann malträtiert Hunde im Ruheraum einer Hundepension mehrfach mit Tritten. Er zerrt einen großen Hund an den Ohren bis der aufjault, schleudert einen kleineren am Halsband in die Höhe, wirft einen dritten in den Korb und legt sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn.
Den übrigen Tieren in dem kleinen Zimmer ist die Angst vor dem Mann anzumerken, sie weichen ihm aus. Die Aufnahmen sind offenbar an verschiedenen Tagen entstanden, der Mann trägt jedes Mal andere Kleidung. Anscheinend handelt es sich um eine renommierte Münchner Hundetagesstätte. Die Kundenstimmen sind durchweg positiv: „Schönste Hundetagesstätte, die ich kenne“, heißt es in den Google-Bewertungen und: „Es gibt keine bessere Hundepension in München!“
Am Freitag veröffentlichte die Tierschutzorganisation Peta die verstörenden Aufnahmen der Überwachungskamera auf der Plattform Instagram. Ein Teil der Bilder stammt bereits aus dem Jahr 2020, die Aufnahmen waren der Organisation am Mittwoch über das Kontaktformular „Tierquälerei melden“ zugeschickt worden. In den Sozialen Medien verbreiteten sich die Bilder wie ein Lauffeuer.
Die Peta-Tierschützer erstatteten gegen den mutmaßlichen Täter bei der Staatsanwaltschaft München I Strafanzeige. Zudem fordern sie das Veterinäramt München auf, die Hundepension mit sofortiger Wirkung zu schließen und gegen die Verantwortlichen ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot auszusprechen.
„Die Zustände in der Hundepension sind zutiefst erschreckend“, sagt Lisa Bechtloff, Fachreferentin für Whistleblower-Fälle bei Peta. „Für die Hunde stellt der gewalttätige Mann nicht nur körperlich eine Gefahr dar, sie erleiden durch solche Erfahrungen auch schwere psychische Traumata.“
Von außen wirkt die Pension luxuriös, auf dem großem Schild neben der Eingangstür steht unter dem Logo der Name. Auf Fotos im Internet ist ein Wohnzimmer zu sehen, wo sich die Hunde auf komfortablen Sofas ausstrecken. Es gibt einen Friseursalon, betreute Spaziergänge, einen Taxiservice und eine Liebesgarantie: „Jeder Hund ist bei uns im Rudel willkommen“, heißt es auf der Internetseite. Ein Tag Betreuung kostet 57 Euro, eine Mitgliedschaft für fünf halbe Betreuungstage pro Woche ist für 750 Euro im Monat zu haben.
Die Inhaberin des Hundehotels reagierte auf eine Anfrage unserer Zeitung nicht, am Sonntag stellte sie eine Erklärung auf ihre Webseite. Darin wirkt sie schockiert: „Wer mich kennt, weiß, dass Hunde mein Leben sind. Mein ganzes Herzblut habe ich seit fast zehn Jahren in die Hundepension gesteckt.“ Sie sei „zutiefst erschüttert“ über die Videos und verurteile die „inakzeptablen und grausamen Handlungen“. „Es wäre meine Pflicht gewesen, Vertrauen mit Überprüfung zu kombinieren“, so die Münchnerin weiter. Aus dem näheren Umfeld der Hundepension heißt es gegenüber unserer Zeitung allerdings, die 31-Jährige müsse seit Jahren von den Übergriffen gewusst und sie teilweise sogar miterlebt haben, ohne einzugreifen.
„Jegliche Form von Gewalt, sei es gegen Mensch oder Tier, verurteile ich aufs Schärfste“, schreibt die Unternehmerin dagegen auf ihrer Webseite. Nun hofft sie, das Vertrauen ihrer Kunden zurückzugewinnen: Am heutigen Montag will sie ebenfalls Anzeige erstatten – gegen wen und in welcher Beziehung sie zu dem beschuldigten Mitarbeiter steht, offenbart sie leider nicht. Ihre Hundepension bleibt die ganze Woche geschlossen.