München – Johannes Altmann (75) ist Vielflieger, doch so ein Chaos hat er noch nie erlebt: „Wir hängen seit Freitag in München fest – ohne Gepäck“, sagt er. Er wollte mit seiner Ehefrau von Zypern, wo die beiden leben, nach Frankfurt fliegen. Stattdessen erlebte das Paar eine mehrtägige Odyssee im Erdinger Moos – von Hotel zu Hotel.
Alles begann vergangenen Freitagabend: Johannes und Marianna Altmann (55) hatten einen Zwischenstopp in München. Doch nachdem sie dort die Lufthansa-Maschine nach Frankfurt bestiegen hatten, hob der Flieger nicht ab. „Rund vier Stunden lang saßen wir im Flugzeug“, sagt Altmann. Irgendwann kam die Durchsage: Flug gecancelt. Wegen des Wintereinbruchs mussten viele Flieger so lange auf dem Rollfeld warten, dass viele Crews ihre gesetzliche Dienstzeit überschritten, heißt es von Lufthansa auf Anfrage. Umbuchungen seien wegen der Witterung nur vereinzelt möglich gewesen. Das Problem: Das Paar hatte keine Koffer mehr, es hatte sie zuvor aufgegeben: „Viele Leute warteten genervt auf ihr Gepäck, aber nichts kam“, erinnert sich Altmann. Die Gepäckermittlung am Flughafen hatte bereits geschlossen. Gleichzeitig seien auch fast alle Hotels im Umkreis ausgebucht gewesen, das Ehepaar übernachtete mit vielen anderen Passagieren am Flughafen.
Am Samstag schloss der Flughafen komplett – bis Sonntagmorgen hob kein Flieger ab. Als das Ehepaar davon erfuhr, buchte es ein Hotel in Kirchheim. Vom Hotel aus versuchte Altmann bei Lufthansa anzurufen, über vier Stunden hing er in der Warteschleife – ohne Erfolg. Am Sonntag fuhr das Paar zum Flughafen, um nach dem Gepäck zu suchen – wieder ohne Erfolg. Immerhin: Die beiden konnten ihren Flug umbuchen, er sollte Montagmorgen nach Zypern gehen. Am Montag stiegen sie in den Flieger, doch er hob erneut nicht ab. Wieder ging es zurück ins Hotel. Ein weiterer Koffer, den sich beide zwischenzeitlich gekauft hatten, war weg. Am Dienstag musste der Flughafen wegen Glatteis den Flugbetrieb einstellen, nur wenige Flüge hoben ab. Jetzt hoffen die beiden, heute endlich fliegen zu können. JULIAN LIMMER