Zum neuen Jahr bekommt das Erzbistum München und Freising eine neue Struktur. Die Dekanate werden neu organisiert – aus 40 werden 18. Doch es ist keine Sparaktion, die das Erzbistum zu dieser Maßnahme treibt, über die man seit drei Jahren auch mit den haupt- und nebenamtlichen Gremien „synodal“ beraten hat: „Mit der Dekanatsreform wollen wir eine stärkere Vernetzung in der Seelsorge erreichen“, erklärte Generalvikar Christoph Klingan am Freitag bei der Vorstellung der Details.
Künftig werden die Zuschnitte der Dekanate deckungsgleich sein mit den Landkreisgrenzen – bis auf das Dekanat Werdenfels-Rottenbuch, das an das Bistum Augsburg grenzt und zu dem Gemeinden aus verschiedenen Landkreisen (Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau und Bad Tölz-Wolfratshausen) gehören. Ein Sonderfall ist auch München und der Landkreis München – aus bisher zwölf Dekanaten werden jetzt fünf: München Nord-West, München Nord-Ost, München Süd-Ost, München Süd-West und München Mitte. Man verspricht sich eine bessere Schwerpunktsetzung über Pfarreigrenzen hinweg nach dem Motto: Nicht jede Pfarrgemeinde muss künftig alles anbieten. Dafür fehlt – und das ist ein weiterer Grund für die Dekanatsreform – schlicht das Personal. „Auch die Kirche leidet an einem Fachkräftemangel“, sagte Klingan. So sind derzeit allein elf pastorale Stellen (keine Priester) im Bereich der Diözese ausgeschrieben. Daher versuche man jetzt, „mehr miteinander unterwegs zu sein“. Es würden keine Stellen eingespart, sondern „diejenigen, die da sind, sollen besser zusammenarbeiten“.
Eines verspricht der Generalvikar ausdrücklich: „Wir führen hier keine XXL-Pfarreien durch die Hintertür ein. Die Pfarreien werden nicht angefasst.“ Es ist die mittlere Ebene der Kirchenstruktur, die Dekanatsebene, die grundlegend verändert wird. Die Dekane werden künftig nicht mehr gewählt, sondern vom Erzbischof ernannt. Der Grund: Sie haben jetzt auch Personalverantwortung. Mit einer halben Stelle kümmert sich der Priester um die Leitung des Dekanats, die andere Zeit leitet er eine Pfarrgemeinde. Unterstützt werden die Dekane von einem Team aus Haupt- und einem Ehrenamtlichen. Zudem gibt es eine Dekanatsreferentin oder einen -referenten und „Themenfeldverantwortliche“ etwa für Jugend- oder Krankenhausseelsorge. Alle pastoralen Mitarbeiter und die Laienräte konnten Vorschläge für die neuen 18 Dekane einreichen. Alle wurden Kardinal Reinhard Marx vorgelegt – „und er hat daraus seine Entscheidung getroffen“.
So wird Pfarrer David Theil, aktuell Dekan des Dekanats München-Innenstadt, ab 2024 das Dekanat München-Mitte leiten. „Ich bin froh, dass wir als Kirche wieder in Sozialräumen denken und nicht nur das eigene Kleine hüten.“ Kirche sei kein Selbstzweck, sondern unterwegs zu den Menschen und habe einen gesellschaftlichen Auftrag. Man habe in den Dekanaten nicht nur die Katholiken im Blick, „sondern alle, die dort leben“. Denen wolle man ein Angebot machen.
In einer krisenhaften Zeit müsse man lernen, die Grundwerte wie Mitmenschlichkeit, Respekt voreinander und vor anderer Meinung hochzuhalten – „und dass Kirche hier einen wichtigen Dienst zu tun hat“. Mit den neuen Dekanaten, den Dekanatsteams und den Vernetzungen wolle man diese Krisen gestalten. Dekan Theil: „Wir wollen uns nicht zurückziehen in unsere kleine Echokammer, sondern wir wollen in und mit der Gesellschaft leben.“
Der Diözesanratsvorsitzende Armin Schalk lobte ausdrücklich die synodale Zusammenarbeit mit der Bistumsleitung: „Die Dekanatsreform ist ein sehr gelungenes und und sehr praktisches Beispiel der Umsetzung von Synodalität.“ CLAUDIA MÖLLERS