München – Es gibt auch gute Nachrichten im Bahnland Bayern: Gestern Nachmittag war als eine der letzten Strecken auch die Ammerseebahn zwischen Geltendorf und Weilheim wieder befahrbar. Die Bahn konnte nach über einer Woche den letzten Abschnitt Dießen-Weilheim freigeben – die Schneelast hatte dort Bäume geknickt und auch die Leit- und Sicherungstechnik beschädigt. „Neben der Räumung der Strecke galt es, die beschädigten Kabelanlagen zu reparieren“, rechtfertigt die Bahn die lange Sperrung der Strecke.
Die Ammerseebahn ist nur eine Nebenroute, aber für den Schülerverkehr extrem wichtig. Mehrere Schulen liegen entlang der Strecke. Deswegen war Michael Haag, Elternbeirat am Ammersee-Gymnasium Dießen, auch etwas sauer auf die Bahn. „Ich habe vollstes Verständnis, dass es bei einer solchen extremen Wetterlage einige Zeit dauern kann“, schrieb er in einer Beschwerde-E-Mail. Aber doch nicht eine Woche lang. Ohnehin sei die eingleisige und nicht-elektrifizierte Strecke mit Problemen behaftet, beispielsweise Langsamfahrstellen. Andauernd kämen Kinder zu spät in die Schule – bei so einem Totalausfall erwarte er zumindest Informationen, warum es so lange mit der Reparatur dauere.
Bei den direkt Betroffenen hat sich schon eine gewisse Langmut breitgemacht. „Ich bin da etwas abgestumpft“, bekennt Schulleiter Alfred Lippl vom Ammerseegymnasium. Etwa 200 bis 300 der 900 Schüler kommen mit Zügen der Bayerischen Regiobahn zur Schule – in der letzten Woche allerdings eher nicht. Sehr oft sei im Internet das Kontaktformular „Krank melden mit Hinweis kein Zug“ angeklickt worden, sagt Lippl. Immerhin: Engagierte Eltern hätten Fahrgemeinschaften gebildet und die Kinder trotzdem zur Schule gebracht, berichtet Lippl. Es habe aber auch „Trittbrettfahrer“ gegeben – Schüler, die gleich in der Nachbarschaft zur Schule wohnten und sich trotzdem wegen Schneechaos abgemeldet hätten.
Quasi abgemeldet hat sich auch die Werdenfelsbahn auf der Strecke München–Garmisch-Partenkirchen. Nur die Hälfte der 37 Triebzüge der Baureihe ET 442 ist momentan einsetzbar. Der Grund sind Defekte, die nach dem Winterchaos eingetreten sind. So hatte die Schneelast auf den Stromabnehmern zu Kurzschlüssen geführt. Bei anderen Zügen sei durch den strengen Frost an Wasserleitungen und -tanks Schäden entstanden und teilweise auch die Stromversorgung gestört worden. Weil auch noch Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen aufgetreten sind, dürfte die Reparatur Wochen dauern, warnt die Bahn. Daher hat sie den Fahrplan ausgedünnt – zwischen Garmisch-Partenkirchen und München fahren nur alle Stunden Züge, im Berufsverkehr immerhin stündlich. Auf den Strecken Tutzing-Penzberg und Murnau-Oberammergau fährt nur „alle zwei bis drei Stunden“ ein Zug. Auch die Züge der RB 33 (Freising–Landshut) und RE 2 (München-Hof über Regensburg) entfallen.
Auch für die ohnehin leidgeprüften Fahrgäste der Strecke Garmisch-Partenkirchen bis Mittenwald gibt es eine neue schlechte Nachricht: Die Reparatur der Strecke verlängert sich. Statt im Dezember soll sie erst Ende Januar freigegeben werden.