München – Der Umgang mit Schmerzmitteln ist nach Meinung der Krankenkasse Barmer oft zu sorglos. „Gerade die Kombination vermeintlich harmloser Schmerzmittel kann fatale Folgen haben“, sagte Bayerns Barmer-Landesgeschäftsführer Alfred Kindshofer mit Blick auf den Arzneimittelreport 2023. So seien Mittel wie Ibuprofen oder Diclofenac auch ohne Rezept erhältlich. Ärzte wissen deshalb oft nicht, dass ihre Patienten solche Präparate einnehmen. Risiken der Selbstmedikation dürften gerade bei Schmerzmitteln nicht unterschätzt werden, betont die Barmer.
Um den Überblick über die Gesamtmedikation und alle Neben- und Wechselwirkungen zu behalten, forderte Kindshofer, konsequent und verbindlich digitale Helfer in der Arzneimittelversorgung einzusetzen. Schwierigkeiten sieht er insbesondere, wenn Betroffene nicht nur bei einem Mediziner in Behandlung sind. „Die meist durch mehrere Ärzte verordnete Therapie ist ohne digitale Unterstützung kaum mehr überschaubar“, warnte er.
Rund 96 000 Versicherte erhielten der Barmer zufolge trotz Herzinsuffizienz Verschreibungen für Mittel wie Ibuprofen oder Diclofenac, sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika. „Dabei raten medizinische Leitlinien davon ab, da auch ein nur kurzer Einsatz von Schmerzmedikamenten die Leistung des Herzens deutlich verschlechtern kann“, sagte Kindshofer.
Dem Barmer Schmerzatlas zufolge bekam in Bayern 2021 etwa jeder dritte Erwachsene ohne Tumordiagnose mindestens ein Schmerzmedikament ambulant verordnet. Hochgerechnet entspreche das etwa drei Millionen Menschen. dpa