Marktoberdorf – Der Allgäuer Landmaschinenhersteller Fendt AGCO liefert im kommenden Jahr als einer der ersten Anbieter überhaupt Traktoren mit Elektromotor aus. „Mit dem E 100 bringen wir Mitte 2024 den ersten voll entwickelten Traktor auf den Markt“, sagte Christoph Gröblinghoff, Vorsitzender der Fendt-Geschäftsführung, kürzlich auf dem 2. Fendt Nachhaltigkeitsforum 2023 in Marktoberdorf (Allgäu).
Der E-Traktor mit einer Leistung von 55 Kilowatt hat eine Nutzungsdauer von vier bis fünf Stunden bei stärkerer und von sieben bis acht Stunden bei mittlerer Nutzung. Die normale Aufladungszeit betrage vier bis fünf Stunden, schnelles Laden eine Dreiviertelstunde. Ein größeres Stalldach mit Solarzellen reiche aus, um den Strom für diesen Traktor zu generieren. Neben dem E-Traktor hat Fendt auch einen mit Wasserstoff betriebenen Trecker entwickelt, der sich noch in der Testphase befindet. Der Helios habe 150 bis 160 PS.
Und der neu entwickelte 600 Vario mit einem 164- bis 224-PS-Verbrennermotor zeichne sich durch einen geringen Verbrauch aus, sagte Gröblinghoff.
Ab dem vierten Quartal 2024 werde der E-Traktor in Marktoberdorf in Serie produziert. Der Traktor ist beispielsweise für die Nutzung in Gewächshäusern oder bei Kommunen gedacht. Er sei auch für Betriebe, die mittels Photovoltaik, Windkraft oder Biogas selbst Energie erzeugen, attraktiv. Eine Preisauskunft gibt Fendt selbst nicht. Der E-Traktor dürfte aber etwa ein Drittel teurer sein als ein Diesel-Traktor. Dafür kann der Unterhalt günstiger sein – vor allem wenn der Strom selbst produziert wird.
Fendt gehört zum US-Konzern AGCO, einem der größten Agrarmaschinenhersteller der Welt. Am Hauptsitz im bayerischen Marktoberdorf beschäftigt Fendt etwa 5000 Mitarbeiter. Insgesamt hat Fendt in Deutschland 7700 Beschäftigte. Damit ist die Zahl der Mitarbeiter binnen eines Jahres um etwa ein Zehntel gestiegen.
Das Motto des 2. Nachhaltigkeitsforums lautete „Landwirtschaft im Wetterstress“. Fachleute aus der Landwirtschaft und Experten von Unternehmen und Universitäten diskutierten über die Herausforderungen des Klimawandels. „Dürre, Starkregen, Hagel, Sturm und Starkfrost“ sind Wetterextreme, die den Bauern das Leben schwer machten, sagte Thomas Gehrke, Vorstand der Vereinigte Hagelversicherung. Landwirte müssten auf die starken Schwankungen des Wetters flexibel reagieren und eventuell ihre Produktpalette erweitern oder umstellen.
Auch im Wald gebe es Handlungsbedarf. Der Förster und Waldbesitzer Wolfgang von Wolff-Metternich aus Höxter betonte, dass ein naturnaher Dauerwald statt des anfälligeren Altersklassenwaldes (sprich Monokulturen) durch Naturverjüngung notwendig sei. Die Grund- voraussetzung für diesen Waldumbau sei, dass die Jagd das Wild reguliere.
„Bäume gehören aber auch auf den Acker“, erklärte Landwirt Reiner Guhl aus Perleberg in Brandenburg. Denn Baumreihen und Hecken verhindern die Erosion des Bodens, halten die Feuchte fest, verbessern das Mikroklima und sorgen somit für höhere Erträge, obwohl zuerst einmal die Anbaufläche reduziert wird. CHRISTIAN VORDEMANN