Angespannte Lage bei Bayerns Tafeln

von Redaktion

München/Bayreuth – Immer mehr Kundschaft und weniger Geldspenden – die Lage der Tafeln in Bayern ist zum Jahreswechsel angespannt. Es sei klar, dass in unsicheren Zeiten Einzelpersonen und Unternehmen ihr Geld zusammenhielten und weniger spenden, sagt Peter Zilles, Vorsitzender des Landesverbands Tafel Bayern mit Sitz in Bayreuth. „Ich sage das völlig ohne Vorwürfe.“ Zugleich sei ein Rückgang der Lebensmittel-Spenden zu beobachten. Speziell vor den Feiertagen halte der Handel seine Ware so lange wie möglich in den Regalen. Das sei legitim, betonte Zilles. Schoko-Nikoläuse und andere Weihnachtsprodukte würden dann ab Mitte Januar bei den Tafeln ankommen.

Die Stimmung sowohl bei den Kunden als auch bei den Mitarbeitern der Tafeln sei schlecht, hat Zilles beobachtet. Kriege und wirtschaftliche Sorgen verstärkten die Unsicherheit. „Fast jeden Tag gibt es schlechte Nachrichten. Ich wünsche mir einen Silberstreif am Horizont.“ Friede sei das Wichtigste, weil sich die negativen Auswirkungen der Kriege überall zeigten.

Bundesweit ist die Lage ähnlich wie im Freistaat. Aktuell gibt es 973 Tafeln, die bis zu zwei Millionen Menschen unterstützen. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar vergangenen Jahres melden Tafeln im Durchschnitt 50 Prozent mehr Kunden. „Das ist regional sehr unterschiedlich“, sagt der Vorsitzende des Dachverbandes der Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn. Besonders in den Großstädten sei der Andrang groß.

„Die hohe Inflation belastet sowohl die Menschen als auch die Tafeln selbst“, berichtet der Vorsitzende weiter. „Es sind nicht nur geflüchtete Menschen, die zu uns kommen, sondern es sind mittlerweile Rentnerinnen und Rentner, Alleinerziehende oder Menschen im Niedriglohn-Sektor.“ Die Scham bei den Kunden, zu einer Tafel zu müssen, sei oft groß. „Die Menschen, die zur Tafel kommen, haben echte Not und überlegen sich dreimal, ob sie sich bei der Tafel anstellen.“

Die oft kritisierte Lebensmittelverschwendung zu reduzieren ist in Deutschland ein wichtiges Thema geworden. Das ist gut – hat aber Folgen für die Tafeln. „Natürlich begrüßen wir es grundsätzlich, wenn weniger Lebensmittel weggeschmissen werden und die Supermärkte sowie Discounter nachhaltiger arbeiten“, sagte Steppuhn. „Aber es führt natürlich dazu, dass die Tafeln weniger Lebensmittelspenden haben bei gleichzeitig mehr Kundinnen und Kunden.“ Gebraucht werden den Angaben zufolge vor allem Lebensmittel wie Reis und Nudeln, die wegen ihres langen Mindesthaltbarkeitsdatums eher weniger gespendet werden.

Ob es genug Helfer für die 175 Tafeln in Bayern gebe, sei von Ort zu Ort unterschiedlich. Landesweit gebe es derzeit etwa 11 300 Menschen, die sich bei den Tafeln engagieren. Sie leisteten viel, betonte Zilles – „und das bei ständig steigenden Herausforderungen“. So wachse die Zahl der Neukunden weiter. Die Belastung sei zwar hoch, die Arbeit aber auch sinnstiftend: Die Tafeln hätten ein höchst sinnvolles Konzept. Ware, die bereits vorhanden ist und nicht mehr verkauft wird, werde an Menschen weitergegeben.

Die Tafeln sammeln Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, ein – etwa Überproduktion, Lebensmittel mit bald auslaufenden Mindesthaltbarkeitsdatum oder zu große Lagerbestände. Abgegeben werden die Lebensmittel an Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.

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