München – Als der Landtagsabgeordnete Maximilian Böltl (CSU) vergangenes Jahr seinen Partner Thomas Gierling im Kirchheimer Rathaus geheiratet hat, war es ihm wichtig, kurz darauf noch den kirchlichen Segen zu erhalten. „Wir beide sind werteorientierte, konservative Christen. Glücklicherweise haben wir schon damals einen Pfarrer gefunden, der uns in einer kleinen Kapelle im Alpenraum den Segen geben konnte.“ Ihm sei bewusst gewesen, dass andere homosexuelle Paare diese Möglichkeit vielleicht nicht hatten. Umso wichtiger sei die aktuelle Entscheidung aus dem Vatikan.
Er habe Verständnis dafür, so der 40-jähriger Politiker, dass die katholische Kirche eine weltweite Glaubensgemeinschaft repräsentierte. „Und manche Gesellschaften sind bei diesem Thema nun mal nicht so weit.“ Dennoch hätte er sich natürlich weitere Schritte, wie etwa die Erlaubnis zur Trauung in der Kirche gewünscht, so Böltl. „Es wäre schön, wenn die Landeskirchen solche Themen individuell entscheiden könnten.“
Mehr Entscheidungsgewalt für die regionalen Kirchen wünscht sich auch der ehemalige Prior des Klosters Andechs, Anselm Bilgri. Er ist zu den liberaleren Altkatholiken übergetreten, bei denen gleichgeschlechtliche Ehen möglich sind. „Es muss ja nicht überall das Gleiche gelten. Eigentlich müsste sich die Weltsynode dieses Thema auf die Fahnen schreiben“, sagt er gegenüber unserer Zeitung.
Auch die Münchner Dieter Klein (81) und Robert Hölzl (60), die seit sechs Jahren verheiratet sind, bedauern, dass die Öffnung nicht weitergeht. „Man will doch als Paar auch einen schönen Gottesdienst oder eine Zeremonie haben, das gehört doch dazu.“ Aber die Nachricht aus dem Vatikan hat sie dennoch erfreut. „Das ist ein kleines Zeichen, dass sich die Kirche öffnet, dass sie am Thema Homosexualität arbeitet“, so Hölzl. Die Entscheidung sei überfällig. „Zumal die Segnung ja auch im Vorfeld bereits in deutschen Kirchen stattgefunden hat.“ Er und sein Ehemann sind in der schwulen Münchner Seniorengruppe Gay & Gray aktiv. Klein ergänzt: „Diese Öffnung macht es gläubigen, homosexuellen Paaren jetzt leichter.“
Der Landtagsabgeordnete Maximilian Böltl ist voller Zuversicht, dass die katholische Kirche sich noch weiter bewegen werde. „Die Idee des christlichen Glaubens ist ja die Liebe. Und Gott liebt den Menschen, wie er ist. Das gibt mir Hoffnung, daran zu glauben, dass dies nicht der letzte Schritt war.“