München – Ein paar Zentimeter Schnee, dicke Flocken und eisige Temperaturen – alle Jahre wieder träumen die Menschen von weißen Weihnachten. Doch die Realität sah in der Vergangenheit anders aus: Regen, Matsch, grauer Himmel und Windböen. Und auch in diesem Jahr stehen die Chancen auf Schnee an den Weihnachtstagen in Bayern nicht gut.
„Nach den aktuellen Prognosen erwarten wir ein mildes und verregnetes Weihnachtswetter um die zehn Grad“, sagt Guido Wolz, Leiter des Deutschen Wetterdiensts in München. Die Chancen auf Schnee stehen wegen der Nordwestströmung, die milde Meeresluft mit sich bringt, bei null Prozent, sagt Wolz.
Die Tage um Weihnachten sind in Bayern meistens mild, ein bisschen grün und vor allem trist und grau. Dennoch geben Winterfans nicht auf und hoffen jedes Jahr aufs Neue auf weiße Weihnachten. So wie früher halt. Denn in der Vorstellung vieler Menschen fiel in der Vergangenheit zu Weihnachten immer Schnee. „Das stimmt so aber gar nicht. Weiße Weihnachten waren schon immer selten“, betont Wolz. Der Deutsche Wetterdienst spricht von weißen Weihnachten, wenn an allen Festtagen morgens um 7 Uhr mindestens ein Zentimeter Schnee liegt.
Die Erinnerung spielt uns also einen Streich, wenn wir glauben, dass es früher immer pünktlich zu Weihnachten geschneit hat. Zuletzt war das 2010 der Fall, und überhaupt gab es in den letzten 120 Jahren nur in sechs Jahren flächendeckend weiße Weihnachten. Seitdem sind die Temperaturen um den 24. Dezember deutlich zu warm für Schnee. Grund dafür sind Westwinde, die mit milder Atlantikluft nach Deutschland kommen und die Temperaturen ansteigen lassen. Dieses Phänomen, auch Weihnachts-Tauwetter genannt, tritt meist vom 24. Dezember bis Silvester auf.
„Der stetige Temperaturanstieg sorgt dafür, dass Schnee an Weihnachten ein sehr seltenes Ereignis bleibt“, sagt Wolz. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in München und im Alpenvorland an Weihnachten schneit, lag zwischen 1961 und 1990 noch bei 33 Prozent. Heute sind es nur noch 17 Prozent.
Weiße Weihnachten gibt es dieses Jahr also nicht. Temperaturen um die zehn Grad und Regen prägen die Festtage. Schnee-Liebhaber müssen an Weihnachten deshalb stark sein. Denn die Sehnsucht nach einer weißen Schneedecke löst bei vielen Menschen ganz besondere Emotionen aus. Fast so, als hinge der Ausgang des Festes von der Höhe der Schneedecke ab. FREDERIC RIST