Die Bahnbaustellen, die es nie gab

von Redaktion

VON JOHANNES WELTE

München – Dass der Fahrgastverband Pro Bahn der Deutschen Bahn die Leviten liest, ist nichts Neues. In Bayern gibt es ja mehr als genügend Gründe dafür, vor allem im Nahverkehr. Doch dass die Kundenvertretung der DB „dreiste Lügen“ vorwirft, hat eine neue Qualität.

Auf der Linie RE 2 von Hof nach München fallen derzeit am Tag sechs von zwölf Zügen aus – oder befahren nur kurze Teilstrecken. Stattdessen muss man in den Ersatzbus, der über 20 Minuten länger unterwegs ist und auch nur Teilstrecken bedient. Grund für die laut DB-Infobroschüre „unvermeidlichen Unannehmlichkeiten“ sind angeblich Bauarbeiten, heißt es dort laut Pro Bahn. Auch auf der DB-Webseite war von Bauarbeiten als Grund für den holprigen Verkehr auf der Strecke die Rede. Die Route hat die Bahn zum Fahrplanwechsel von der Alex-Bahngesellschaft übernommen.

„Wir haben uns gefragt, was da alles gebaut werden muss, dass man nicht zumindest einen Teil der Strecke fahren kann“, wundert sich Bayerns Pro-Bahn-Vorsitzender Lukas Iffländer. Bei den Baustellenankündigungen der Bahn wurde er nicht fündig. Auch der Bayerischen Eisenbahngesellschaft BEG, die den Nahverkehr in Bayern bestellt, seien keine Baumaßnahmen bekannt, die so eine Einschränkung rechtfertigen würden. „In Hintergrundgesprächen bestätigte sich dagegen, was der Fahrgastverband Pro Bahn schon vermutet hatte“, berichtet Iffländer. „Die DB Regio hat nicht ausreichend Fahrzeuge, um die Linie zu betreiben.“ Durch die Einschränkungen spart sie sich zwei Garnituren. Iffländer schimpft weiter: „Das Vorgehen ist aus Sicht des Fahrgastverbandes eine Frechheit.“ Nicht nur ist die Qualität bei der Übernahme der Strecke Hof–München ein Desaster. „Man lügt die Fahrgäste auch noch an.“ Die DB solle sich bei den Fahrgästen dafür entschuldigen und sofort die Wahrheit auf den Tisch legen.

Die DB weist diese Vorwürfe von Pro Bahn entschieden zurück. Die Ursache für die Einschränkungen soll bereits drei Wochen zurückliegen: „Die DB hat in einer Pressemitteilung am 11. Dezember informiert, dass nach den massiven Schneefällen Anfang Dezember auf der Linie RE 2, die zum Fahrplanwechsel durch DB Regio Bayern übernommen wurde, nur rund die Hälfte der Züge fahren kann“, heißt es gegenüber unserer Zeitung. Grund seien Frostschäden bei der Wasser- und Stromversorgung mehrerer Züge, die wegen der heftigen Schneefälle längere Zeit ohne Energieversorgung waren. Die Frage, wieso die Bahn das nicht vermeiden konnte, bleibt unbeantwortet. Man habe aber auf mehreren Kanälen darüber berichtet und auch die Ausfälle über den Baustellen-Newsletters den Bahnkunden mitgeteilt. „Leider kam es dabei zu einem Fehler und es war stellenweise irrtümlich von Bauarbeiten zu lesen. Das korrigieren wir aktuell und passen auch das Layout der Fahrplantabellen an“, heißt es.

Die Zugausfälle werden übrigens mindestens über die Feiertage andauern. Die Ausweichstrecken nach Hof über Nürnberg ist im Regionalverkehr auch keine gute Empfehlung: Denn auch da fallen viele Züge aus. Einen Grund erfährt man im DB-Navigator nicht. Doch es ist bekannt, dass neue bei Skoda für die Strecke bestellte Züge technische Probleme bereiten.

Nachdem die Bahn ihre Angaben auf ihren Kanälen korrigiert hatte, nahm Pro Bahn gestern seinen Vorwurf der Vorsätzlichkeit zurück.

Von neun Zügen nach Hof fallen derzeit sechs aus

Laut DB sind Frostschäden

die Ursache

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