Neues Leben im alten Forsthaus

von Redaktion

VON CORNELIA SCHRAMM

Valepp – Johannes Rabl hört die Uhr ticken. Am 15. August will er das Forsthaus Valepp wieder eröffnen, an Mariä Himmelfahrt. Noch steigt er über Kabel und Rohre, wenn er nach seiner Baustelle weit hinten im Valepp-Tal im Kreis Miesbach sieht. Ein Zimmer ist sein Lichtblick. „Alle LEDs sind an“, ruft er seinem Elektriker am Schaltkasten zu.

Im Musterraum sind schon Tannenholz-Dielen verlegt. Die grauen Steinfliesen im Bad auch. Wer will, kann auf dem Klo sitzen und gleichzeitig duschen. So war der Zimmeraufbau eben anno dazumal. Gerade werkeln die Schreiner am Doppelbett und einem Tisch. Sie tragen Socken, Arbeitsschuhe verbietet ein Schild an der Zimmertür. Davon gibt es im Übrigen zwei. Einmal die historische mit Kastenschloss aus Metall und einmal die neue, schalldichtere Holztür, die sich per Chipkarte öffnen lassen wird.

Im Januar will Rabl das erste fertige Zimmer dem Kreisbaumeister und dem Landesamt für Denkmalpflege zeigen. Geben die grünes Licht, lassen der Hotelier und sein Geschäftspartner, FC-Bayern-Torwart Manuel Neuer, alle Zimmer nach dem Vorbild ausbauen. 28 Betten gibt es am Ende, verteilt auf zwölf Zimmer.

„So läuft das bei jedem Umbauschritt“, sagt Rabl. „Das Misstrauen, dass uns anfangs entgegengebracht wurde, ist beerdigt. Seitdem Landratsamt und Denkmalschützer gesehen haben, wie wir arbeiten, werden wir immer wieder ,vorbildlich‘ genannt.“

In der Tat: Die Nachricht, dass Rabl und Neuer das unter Denkmalschutz stehende Forsthaus übernehmen werden, sorgte anfangs für einen Aufschrei im Kreis Miesbach. „Die nächste Schicki-Micki-Bude“, klagten Skeptiker mit Blick auf die umstrittene Saurüsselalm in Bad Wiessee.

Noch sind die Sorgen nicht vom Tisch. Dass hier aber denkmalschonend und mit Liebe zum Detail saniert wird, steht wohl außer Frage. Der Landesverein für Heimatpflege hat sich laut Rabl für seine Petition gegen das Vorhaben inzwischen sogar bei ihm und Neuer entschuldigt.

Das Forsthaus soll künftig vor allem Ausflugsziel für Wanderer und Radler sein, beteuern Rabl und Neuer immer wieder. Die beiden sind Nachbarn und selbst gerne in den Bergen unterwegs. Beim Radeln kam ihnen die Idee für das gemeinsame Projekt.

50 Gäste sollen in vier Stuben und 150 im Biergarten Platz finden. Haxn, Hendl, Kaspressknödl und Strudel will Rabl verkaufen. „Es wird nicht elitär zugehen. An manchen Tagen wird im Biergarten bedient, bei viel Betrieb setzen wir auf Selbstbedienung.“ Preise hat er noch nicht im Kopf: „Die Erhöhung der Mehrwertsteuer und politische Lage wird eine Rolle spielen.“ Die Übernachtung mit Frühstück werde pro Person etwa 75 Euro kosten. Dazu komme die Halbpension. „Wir stellen uns zwei Modelle vor: eine Bergsteiger- und eine Genuss-Variante. Bei einem Drei-Gang-Menü stehen dann Hausmannskost oder feine regionale Küche zur Auswahl.“

Eine Million Euro kostet die Küche im Neubau. Die veranschlagten fünf Millionen Euro für den Umbau des Forsthauses werden wegen Inflation, höherer Preise und „Qualitätsansprüchen“ der Bauherren nicht mehr reichen. „Der Anbau schaut am Ende aus wie ein ortstypischer Stadl“, sagt Rabl. Eine „Dehnerbrücke“ führt hinauf zur „Tenne“, in der 70 Gäste Platz haben. „Wir brauchen sie als Ausweichmöglichkeit bei Regen, da wir aus Denkmalschutz-Gründen keine Schirmsysteme aufstellen dürfen. So können Reservierungen und Ausflügler auch bei Schlechtwetter bewirtet werden.“

Im neuen Jahr wird das Treppenhaus als „Herzstück des Forsthauses“ saniert. Ein Gutachter hat Proben von den zig Farbschichten untersucht. Ursprünglich war das Geländer grau-grün – den Anstrich erhält es wieder. „Wir sind hier nicht im Disneyland, wir wollen authentisch bleiben und vermitteln kein künstliches Almfeeling mit beleuchteten Pseudo-Hirschgeweihen.“ Zurück zum Ursprünglichen also, aber mit allen Annehmlichkeiten, die die Moderne zu bieten hat.

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