„Es ist nur noch ein Horror“

von Redaktion

Tunnelbaustelle: Skiurlauber suchen Schleichweg durch Dörfer

VON MICHAEL HUDELIST

München/Salzburg – Thomas Freylinger reicht es: „Es ist nur noch ein Horror“, sagt der Bürgermeister von Kuchl, einer Gemeinde südlich von Salzburg. Seit dem Beginn der Winterferien wälzt sich täglich eine Urlauberlawine durch die kleinen Orte entlang der Tauernautobahn. Der Grund: Wegen der Sanierung von fünf Tunnels der A10 steht nur eine Fahrspur in Richtung Skigebiete zur Verfügung. Das ist zu wenig für zigtausende Urlauberfahrzeuge. Abfahrtssperren wie im Sommer wirken nicht, da die meisten Wintertouristen das Ziel „Salzburg“ haben und damit abfahren dürfen.

Schon am 23. Dezember brauchte man für die rund 20 Kilometer zwischen Hallein und dem Ende der Tunnelbaustelle beim Pass Lueg fast vier Stunden. Normal wären es 20 Minuten. Logisch, dass alle Navigationsgeräte die parallel verlaufende Bundesstraße anzeigten, die allerdings ab Hallein ebenso hoffnungslos verstopft war.

Lkw-Fahrverbot und Abfahrtsperren halfen nichts. Noch dazu ist bei „Ziel Salzburg“ das Abfahren von der Autobahn erlaubt, und die anvisierten Skipisten der Urlauber liegen nun mal im Land Salzburg.

Die mit der Asfinag vereinbarten Abfahrtskontrollen brachten also de facto nichts, das Land hatte einen mehrere hunderttausende Euro teuren, privaten Sicherheitsdienst erst gar nicht bestellt.

Nach fünf Tagen Dauerstau reicht es nun auch den Bürgermeistern von Kuchl und Golling. Mit einem Beschwerdebrief haben sie sich an den zuständigen Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) gewandt. Der schiebt die Verantwortung indes auf den Autobahnbetreiber: „Es ist eine Baustelle der Asfinag.“ Tatsächlich aber musste das Land die Baustelle zur Sanierung der technisch in die Jahre gekommenen Tunnel genehmigen. Die Bürgermeister fordern nun einen Verkehrsgipfel mit der Asfinag und der Polizei, eine Mautbefreiung vom Walserberg bis Eben im Pongau und „komplette Durchfahrtssperren“ durch die Gemeinden. Bei den Abfahrtssperren verlangen die Gemeinden, dass die Ausnahme nicht „Ziel Salzburg“, sondern eben konkreter „Ziel Golling“ oder „Ziel Kuchl“ heißen müsse.

Schnölls Sprecher reagierte bereits ablehnend: Das sei rechtlich schlichtweg nicht möglich. Doch das ficht die beiden Bürgermeister nicht an. Sollte das Land die Verordnung nicht „radikal überarbeiten“, drohen sie mit „eigenständigen Maßnahmen, um zumindest den Verkehrskollaps auf den Gemeindestraßen zu verhindern“. Soll heißen: Die Gemeinden wollen alle Straßen abseits der Bundesstraße sperren. Wer das überwachen soll, ist unklar.

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