Berlin – Am zweiten Tag der bundesweiten Praxisschließungen hat sich der Ton zwischen den Ärzteverbänden und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verschärft. „Wir haben einen langen Atem“, erklärte Dirk Heinrich, Vorsitzender des Virchowbunds. Lauterbachs Reaktion zeige, „dass die Proteste richtig und wichtig sind“. Der Minister hatte zuvor die Streiks erneut kritisiert und sich gegen höhere Arzthonorare gewandt. Auch der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wies Forderungen nach mehr Geld zurück.
Mehrere tausend Praxen bleiben diese Woche von Mittwoch bis Freitag geschlossen. Der Virchowbund, der die niedergelassenen Haus- und Fachärzte vertritt, sowie 23 weitere Berufsverbände hatten die Praxen zwischen Weihnachten und Neujahr zu Streiks aufgerufen. Der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 bleibt aber aufrechterhalten.
Lauterbach sagte, er verstehe nicht, warum gestreikt wird. Es gebe derzeit eine „riesige Krankheitswelle“. „Der Streik bringt überhaupt nichts nach vorne.“ Er verwies darauf, dass für Januar bereits ein Gipfel mit Ärztevertretern verabredet sei. Mit Blick auf die Arzthonorare fügte Lauterbach hinzu: „Die Forderung nach mehr Geld halte ich nicht für begründet.“ Mit Ausnahme der Schweiz werde nirgendwo in Europa in den Praxen so viel verdient wie in Deutschland.