Unterhaching – Diplomaten treffen sich auf samtroten Teppichen unter güldenen Kristallleuchtern. Manchmal aber auch nur auf dem zugigen Edeka-Parkplatz in Unterhaching an der Fressbude. Ja, genau hier. An einem Food-Truck südlich von München verabreden sich die zwei obersten Diplomaten aus Bayern und aus den USA regelmäßig. Staatskanzleiminister Florian Herrmann und US-Generalkonsul Timothy Liston haben hier einen ungewöhnlichen Treffpunkt.
Codewort: Philly-Cheesesteak-Diplomacy. Die gemeinsame Begeisterung für den außergewöhnlich saftigen Burger, erfunden in Philadelphia an der US-Ostküste, verbindet den CSU-Minister und den Deutsch sprechenden Generalkonsul. Jurist Herrmann lernte den Burger 1996/97 in seinem Auslandsstudium in Philadelphia lieben. An einem Food-Truck in Unterhaching, wo es ab und zu die aufwendige Philly-Cheese-Steak-Variante gibt, glaubt er die beste Version diesseits des Atlantiks gefunden zu haben.
An nur einem einzigen Montag im Monat wird das Ding als „Special“ dort serviert. Wann immer es geht, verabreden sich Herrmann und Liston dort, oft auch mit ihren engsten Mitarbeitern, um über Themen der Außenpolitik zu reden – schmackhaft, aber ernsthaft, es gibt ja leider auch reichlich schwierige Fragen der Weltpolitik. Winters frierend im Schnee, sommers auf einem überhitzten, insgesamt nicht phänomenal schönen Parkplatz am Sportpark – der Rahmen ist einmalig. „Ein solches Format pflegen wir sonst mit niemandem“, sagt Florian Herrmann, der als Minister mit etlichen Diplomaten aus aller Welt Kontakt hält. Aber eben meist doch etwas formeller.
David Infantado, der Besitzer des Food-Trucks, hat freilich nach kurzer Zeit gemerkt: Ganz normale Gäste sind das nicht, die mit ihren schweren Limousinen (und ab und zu mit ein paar Sicherheitsleuten) einmal im Monat vor der Bude ankommen. Inzwischen kennt man sich, begrüßt sich wie alte Freunde. Kein Wunder: Infantado kommt, so erzählt Herrmann, aus Philadelphia.
CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER