Wer kauft das rätselhafte Auto?

von Redaktion

Händler will ersteigerten Audi aus See abgeben

München – Kaum ein Fall der Oberpfälzer Polizei war so geheimnisumwittert wie dieser: An die 50 Jahre lang lag ein Audi Coupé am Grund eines Stausees. Was es mit dem Auto auf sich hatte, konnte nicht geklärt werden. Jetzt hat ein Autohändler aus dem Rheinland den verrosteten Oldtimer ersteigert.

Als im Sommer 2022 bei Wartungsarbeiten am Pfreimdstausee Kainzmühle bei Tännesberg im Kreis Neustadt an der Waldnaab ein 50 Jahre altes Audi 100 S Coupé geborgen wurde, begann das große Rätselraten. Das elegante Fließheck-Auto mit 115 PS hatte 1972 an die 14 000 Mark gekostet – ein stolzer Preis zu dieser Zeit. Die HU-Plakette zeigte das Ablaufdatum Januar 1980. Hinten hing noch das Kennzeichen SAD-AD 843. Doch wer hatte dieses Auto vor Jahrzehnten versenkt? Mehrere Kriminalfälle wurden überprüft, ob sie im Zusammenhang mit dem Audi stehen. Denn aus der Region wurden mehrere junge Frauen vermisst. Doch es fand sich keine Leiche im Auto oder in der Nähe.

Der ausgebaute Tacho könnte auf einen Versicherungsbetrug hinwiesen, hieß es. Man konnte nur noch rekonstruieren: Das Auto war in den 1970er-Jahren von einem Autohaus in Niederbayern verkauft worden. Doch die Firma gibt es nicht mehr. Die Akte wurde geschlossen –das Auto von der Polizei freigegeben. Es landete als Fundsache bei der Gemeinde Tännesberg. Die versuchte, den Audi aus dem See an Museen zu verkaufen. „Das hat aber nicht geklappt“, berichtet Bürgermeister Ludwig Gürtler. Nun verkaufte die Gemeinde das Wrack gegen Höchstgebot.

Autohändler Stephan Krupp aus Bergheim im Rheinland erstand es für einen niedrigen vierstelligen Betrag. „Ich hatte die ganze Geschichte in der Presse verfolgt und fand das spannend“, sagt Krupp. „Als ich von der Versteigerung erfuhr, habe ich mitgeboten.“ Nach dem Zuschlag fuhr Krupp die 550 Kilometer nach Tännesberg und holte den Audi ab. Nun will der Händler das Auto weiterverkaufen. Derzeit bietet er es für 7500 Euro bei mobile.de an. Dass man das Wrack restaurieren kann, hält Krupp eher für ausgeschlossen. „Der Zustand ist schon sehr schlecht, nur der Teil, der im Schlamm lag, ist nicht verrostet.“ Doch Krupp hofft: „Vielleicht findet sich jemand, der es als Kunstwerk oder Ausstellungstück verwenden mag.“ JOHANNES WELTE

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