Garmisch-Partenkirchen – Die Graseckbahn in Garmisch-Partenkirchen ist die älteste Kleinkabinenbahn der Welt. Nach über 70 Jahren wird nun ihr Betrieb eingestellt.
Die damals hochmoderne Anlage entstand in sechs Monaten Bauzeit. Laut Hersteller Doppelmayr ist sie die einzige, die im öffentlichen Betrieb vollautomatisch läuft. Die Kunden lösen selbstständig ihr Ticket, es gibt keine Schaffner. Betriebsleiter Bernhard Schrallhammer überwacht die Anlage per Video, um im Notfall eingreifen zu können. Außerdem ist in den Kabinen eine Sprecheinrichtung installiert.
Besitzer der Bahn sind Vincens und Sylvia Weingart. Das Ärzte-Ehepaar kaufte 2012 das ehemalige Forsthaus Graseck samt Bahn. Sie bauten es aufwendig um und eröffneten drei Jahre später ihr Hotel. In neue Kabinen investierten sie 80 000 Euro. Doch für die Anlage gibt es keine Ersatzteile mehr – und damit auch keine Zukunft. Eine neue Anlage soll nun übernehmen. Die Weingarts haben über vier Millionen Euro investiert. Etwa 30 Prozent hat der Freistaat dazugegeben. Am 1. Januar ist die neue Anlage in Betrieb gegangen – zuvor war jede Taste und jede Verdrahtung mehrfach überprüft worden.
Die beiden Kabinen bieten Platz für acht Personen, sie können auch Rollstühle, Fahrräder oder Kinderwagen transportieren. Damit werden Autofahrten über die steile Bergstraße reduziert. Die Nostalgiebahn hätten die Weingarts gerne behalten. Sie fanden jedoch kein Unternehmen, das sie saniert und weiterbetreibt. So blieb keine Alternative zu einem Neubau. Auch die alte Talstation hätte das Ehepaar gerne umgebaut und weiterhin für die Bahn genutzt – als eine Art lebendiges Museum. Doch der Denkmalschutz spielte nicht mit.
Ende Januar erlischt die Betriebserlaubnis der alten Graseckbahn. Danach können sie entweder alles unverändert erhalten oder zurückbauen. Oder die Anlage anderweitig nutzen. Bisher gebe es nur Gedankenspiele, keine konkreten Pläne.
KATHARINA BROMBERGER