Kein Koch: Wirtshaus am Königssee schließt

von Redaktion

VON KILIAN PFEIFFER

Schönau – Die Halbinsel St. Bartholomä im Königssee ist nur per Boot zu erreichen – und ein Top-Ausflugsziel. Mehr als 750 000 Menschen waren im vergangenen Jahr dort. Und die meisten von ihnen kehrten auch in der historischen Gaststätte ein. In den nächsten Wochen wird das jedoch nicht möglich sein. „Wir machen Betriebsruhe vom 8. Januar bis 8. Februar“ steht auf der Internetseite der Gaststätte. Sonst hat sie immer geöffnet – 364 Tage im Jahr. Nur Heiligabend bleibt sie zu, berichtet der Pächter Markus Amann, der die Gaststätte gemeinsam mit seiner Frau Heidi seit zehn Jahren führt.

Die Betriebsruhe war nicht geplant. Der Personalmangel zwingt die Amanns dazu. „Im Sommer haben 16 Leute aufgehört“, sagt Amann. Zu Beginn seiner Pächterzeit beschäftigte er elf Kellner. Heute sind es noch sechs – „wenn es gut läuft“. Deutsches Personal gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Viele Rumänen arbeiten während der Saison am Königssee – doch auch sie sind nicht mehr da. Auch einige ungarische und ukrainische Mitarbeiter hat er verloren. Selbst engagierte Personalvermittler haben nur noch selten Erfolg, sagt Amann. „Einen Koch bekommen wir überhaupt nicht mehr.“ Er zahlt seinen Beschäftigten mehr als Mindestlohn – schon lange. „Sonst meldet sich sowieso keiner.“

Für die nächsten Wochen musste Amann nun Konsequenzen ziehen. „Es ist besser, jetzt im Januar zu schließen, als im August während der Hochsaison“, sagt er. „Das wäre eine echte Katastrophe.“ Dann fahren bis zu 500 Leute am Tag über den Königssee. Viele sind hungrig und durstig. 350 Gäste haben in der Gaststätte Platz, 500 weitere im großen Biergarten. Eigentlich braucht Amann eine doppelte Belegschaft, um den Betrieb ganzjährig am Laufen zu halten. „Jeder braucht mal frei und jeder hat auch einen Urlaubsanspruch.“ Viele seiner Mitarbeiter seien am Anschlag. „Die können einfach nicht mehr.“ Deshalb hat er sich für die Betriebsruhe entschieden. Er nutzt die Zeit, um weiterhin nach neuen Helfern zu suchen. Für März hat er einen neuen Kellner gefunden, Küchenhilfen und einen Koch aber noch nicht. Die Perspektive fehlt, sagt er. Trotzdem wird die Gaststätte im Februar auf jeden Fall wieder öffnen.

Die Bayerische Seenschifffahrt ist alles andere als erfreut über die Schließung. Sie fährt auch jetzt 350 Menschen pro Tag auf die Halbinsel, an den Wochenenden manchmal sogar 1000, sagt Geschäftsführer Michael Grießer. Im Winter hat auf der Halbinsel nur die Nationalpark-Ausstellung geöffnet. Gastronomie gibt es dort nicht – und deshalb auch keine öffentlichen WC-Anlagen. Bislang habe man mit einer Schließung der Gaststätte keine Erfahrung.

Markus und Heidi Amann werden die vier Wochen auch für Reparatur-Arbeiten nutzen. Der Kühler ist kaputt, die Heizung muss gewartet werden. Zwei Wochen wollen sie in Urlaub fahren. Kraft tanken – denn die werden sie im Februar brauchen.

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